Achtung! Wer es trotz Suppenessen noch nicht mitbekommen hat: Salz ist wasserlöslich! - immer noch für geeignet, radioaktives Material über 100.000-sende von Jahren sicher aufzunehmen. Gemessen am Alter der Erde ist das eine lächerliche Zeitspanne, doch übersteigen schon die Halbwertszeiten von radioaktiven Abfällen die Dauer jeder bisher bekannten Kultur um mehr als das Zehnfache. Man weiß nicht, ob man die Uneinsichtigkeit gepaart mit Kurzsicht und Dummheit Hybris nennen soll; denn Hybris setzte bei den antiken Griechen eine bewusste Herausforderung der Götter voraus. Im profanen Sinn bedeutet es allerdings auch Hochmut oder einfach Rücksichtslosigkeit.

Für die Menschen des Mittelalters war es noch greifbar, dass ihr Handeln Langzeitfolgen hatte, weil sie sich über ihre Gottesvorstellung einen Begriff von der Ewigkeit zu machen versuchten, an der sie nach ihrem Tod Anteil zu haben hofften. Im Bewusstsein, eine Zukunft vor sich zu haben, die über ein individuelles Leben hinaus geht, koppelten sie ihre Bauvorhaben außerdem an eine Kontinuität der Generationen, weshalb sie nicht den Zwang spürten, langfristige Aufgaben sofort zu vollenden. Sie waren in der Lage, Aufgaben von Generation zu Generation weiterzureichen. So überschritt der Bau einer Kathedrale bis zu ihrer Vollendung den Horizont eines einzelnen Lebens und band es an göttliche und kulturelle Verpflichtungen. Die Sorge um die kollektive Aufgabe überstieg also die Lebensspanne des Einzelnen. Wenn man sich dagegen heute die politischen Vorgaben vieler Gemeinwesen anschaut, scheint sich der Zeithorizont trotz der enormen Ausdehnung der Dimensionen der Zeit in den verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen auf Zeiträume von wenigen Jahren zu verengen. Zumindest sind die Folgen und Verpflichtungen, die unser Handeln mit der Zukunft verknüpfen, unkonkret und abstrakt. In Städten wie Hamburg und Stuttgart zieht man Bauvorhaben mit großer Hast durch, welche zeigt, dass das Vertrauen in zukünftige Generationen fehlt. Beim Bau der Elbphilharmonie zöge kein Verantwortlicher einen Stop wegen Geldmangel ernsthaft in Erwägung. Zwar sind heute relativ kurze Bauzeiten möglich, so dass die Arbeiten nicht mehreren Generationen auferlegt werden müssen, doch werden den Jüngeren ungefragt finanzielle Lasten aufgebürdet, die kommunale Haushalte über Jahrzehnte belasten und andere Zukunftsvorhaben blockieren. Mit unverhältnismäßigen Versprechungen beginnt das Land Baden-Wüttemberg,