| Weder verbindet es sich mit anderen
Elementen, noch nimmt es Schaden, wenn es durch das
Feuer geht. Diese Eigenschaften bieten sich an, um ihm
die Attribute der Ewigkeit und der Treue zuzuschreiben,
die wir z.B. in der Symbolik des goldenen Eherings
repräsentiert finden. Bevor ich mich von diesen verschiedenen Gedanken über das Gold der aktuellen Ausstellung von Elke Suhr zuwende, möchte ich noch kurz auf zwei weitere Aspekte hinweisen, die in den ausgestellten Arbeiten eine entscheidende Rolle spielen: Zunächst sei auf einen Effekt hingewiesen, den das Gold durch all die genannten Eigenschaften und ihm zugeschriebenen Attribute zeitigt: Es teilt die Welt auf in ein erstrebenswertes „Woanders“, eine Zeit oder einen Ort, wo es in Überfülle auftritt, und ein durch seine Abwesenheit als mangelhaft gekennzeichnetes „Hier und Jetzt“, das es zu überwinden gilt. Der Ist-Zustand ist ein abgetrenntes Leben im Schatten und im Mangel, fern des Numinosen. Der angestrebte, goldene Zustand, ob in unseren Schatten verborgen oder in einem fernen Jenseits, ob wahrhaftig oder trügerisch, ist getaucht in goldenes Licht und ist gekennzeichnet durch Überfülle und die Vereinigung mit dem Göttlichen. Dazwischen jedoch liegt eine Grenze. Ein anderes, immer wieder kehrendes Element in den Arbeiten von Elke Suhr ist das Raster, das man, durch seine Assoziation mit dem Gold, und durch seine Verortung jenseits der Grenze, als dem Numinosen zugehörig lesen kann. Denn das Reich des Göttlichen ist nicht nur weltweit repräsentiert durch den goldenen Schein, seine Reinheit und Ewigkeit, sondern auch durch die ewige göttliche Ordnung. Im alten Ägypten bezeichnete man sie als „Ma´at“, in Sumer als „Me“. In beiden Fällen teilte sie sich dem Menschen in Form einer strengen mathematischen Ordnung mit. Aus diesem Zusammenhang floss die Zahlenmystik in den jüdisch-christlichen Kontext ein, um schließlich in der Kabbalah ihre elaborierteste Form zu finden. So lesen wir bei Isidor von Sevilla (560 - 636 n.Chr.): Die Bedeutung der Zahlen ist nicht zu verachten. An vielen Stellen in den heiligen Schriften wird nämlich deutlich, welch großes Geheimnis sie enthalten. Denn nicht umsonst heißt es in den Lobpreisungen Gottes: »Du hast alles nach Maß und Zahl und Gewicht gemacht.« |
Von der
mythogenetischen Zone des Alten Orients verbreitete
sich das Konzept einer heiligen, ewigen Ordnung bald
durch umfangreichen Kulturtransfer nach Osten und
gelangte mit den vedischen Texten unter dem Begriff
„Rita“ nach Indien. Daraus ging wiederum das Konzept
des „Dharma“ hervor, wie wir es im Hinduismus und
Buddhismus kennen, gebildet aus dem Verbalstamm
„dhri“, der halten und stützen bedeutet. Die
östlichste Form der strengen Weltordnung stellen
schließlich die Hexagramme des I-Ging im taoistischen
China dar, die erlauben, alle Naturerscheinungen als
bloßes Chiffre zu lesen, als binär ausdifferenzierte
Erscheinungen des Tao.
Diese drei Elemente: das Gold, die Grenze und die ewig währende Ordnung tauchen in allen Arbeiten Elke Suhrs in verschiedener Gewichtung auf. Und fast immer werden sie verbunden durch das Motiv des Aufstiegs, einer Bewegung, die von dem Wunsch motiviert ist, die Grenze zu überschreiten und in die Gefilde der numinosen Ordnung, der Einheit und des goldenen Glanzes vorzudringen. Eines der Gemälde zeigt einen Turm aus Kuben, die aus einem blauen Grund in eine obere, goldene Sphäre streben. Darin sieht man flüchtige Kreuze, die Skizze eines Rasters, eher eine Projektion der vermuteten Ordnung, die von den Kuben imitiert wird. Doch der Turm, in dem wir vielleicht auch den Turmbau zu Babel sehen können, ist weit von der Ordnung des skizzierten Rasters entfernt. Seine Basis scheint bereits in einen chaotischen Zerfallsprozess übergegangen zu sein. Auf einem anderen Bild sehen wir die Kuben wie isolierte Gefängniszellen im Wasser. Auch hier wird das Raster nachvollzogen, als Gitter, das die eingesperrten Figuren beim Blick in die Höhe wahrnehmen können. Die Bewegung aufwärts wird aufgegriffen durch leiterartige Masten, die aus den Kammern hinauf ragen. Über dem Horizont darüber, erhaben und makellos, erhebt sich ein goldenes Raster. Dass dieses Raster dem ganzen imaginären Bildraum zugrunde liegt und ihn gewissermaßen trägt, können wir in dem blauen Hintergrund der unteren Bildhälfte erahnen: wie durch bewegtes Wasser schimmert das Raster hervor, so wie der Mensch in der diesseitigen Welt manchmal wähnt, eine göttliche Ordnung hervor scheinen zu sehen. Eine kleine Installation, inspiriert von dem Frankfurter Paradiesgärtlein des spätgotischen Oberrheinischen Meisters bringt die Aspekte des goldenen Paradieses, der Sonnen-symbolik, der Grenze und der Ordnung zusammen. Wir sehen eine organisch oder |
| Die
01. Ausstellung zum Jahresprogramm SPRIT und
SPIRIT des EINSTELLUNGSRAUM e.V. 2020
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Vernissage |
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| Gefördert
von der Behörde für Kultur und Medien der Freien und
Hansestadt Hamburg und Bezirk Wandsbek |
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