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High-Tech-Gefährts jenen
Grenzen zur "Natur", zur "Ursprünglichkeit", zur
Animalität, zum Wahnsinn und zur Göttlichkeit annähert,
die er selbst gezogen hat, um sich in Differenz zu diesen
Bereichen als Mensch zu identifizieren und zu
konstituieren. Die "Annäherung an diese Grenze wird als
tödliche Bedrohung gefürchtet und zugleich als Zugang
zum Leben ohne Aufschub begehrt" (Derrida). Der
Wahnsinn, das ist die Liebe zur Schönheit, eine perfekte
Beherrschung des Wagens das vollkommene Glück, das man
benötigt, um die Ideen zu schauen, wie im Phaidros
formuliert. Die skeptische Kehrseite dieser Motorradhymne ist die Rede vom so genannten dromologischen Stillstand (zu altgr. dromos (Rennbahn) und logos (Wissenschaft), "Logik des Laufs"). Er kann als Effekt der Selbstblockade verstanden werden. Alle haben mindestens ein Auto, ein Fahrrad, zwei Telefone und mindestens einen e-mail Account. Erreichbarer, im Sinne einer intensiveren Verständigung, wird man davon nicht, schöner auch nicht. Obwohl man den ganzen Tag am Rad dreht. Dieser dromologische Stillstand entspricht nicht der gespannten Potentialität des delphischen Wagenlenkers, auch nicht dem Völlegefühl des (Über-) Lebens in präsenter Todesnähe, sondern dem kümmerlichen Kontrollverlust des Subjekts innerhalb eines reibungslos arbeitenden Systems. Die gängige Behauptung der Systemadministratoren ist freilich eine andere. Sie behaupten und propagieren mit Erfolg immer noch gesteigerte Steuerungsphantasien. Ein recht harmloses Beispiel solcher frisierten Steuerungsparolen ist "Willkomm Höft". Steuerungsparolen werden gerne über die Kulturgeschichte abgefedert, überhaupt ist die wesentliche Anwendung der Kultur die Verarbeitung im Zitat, um, egal in welchem Zusammenhang, beliebige Interessen damit zu sanktionieren. Also in Schulau quakt es aus den Lautsprechern der Schiffsbegrüßungsanlage: Steuermann halt die Wacht; wenn man sich das Libretto der Wagneroper anschaut, stellt man dann verwundert fest, dass es dort heißt: Steuermann lass die Wacht. Kolportiert wird nun aber ,Steuermann halt die Wacht', es ist ungefährlicher, denn im Fliegenden Holländer nimmt, nachdem der Steuermann die Wacht lässt, eine beispiellose Katastrophe ihren Lauf. Bei Wagner geht es drunter und drüber, so hat man eben den Text geändert und seither geht nix mehr drunter und drüber, so einfach ist das. "Man" saugt genüsslich an der Limonade, schiebt sich ein Stück Torte in den Schlund und beglotzt die blödsinnigen Frachter, die Wedel passieren, den Steuermann sieht man meistens nicht, vertraut aber auf das Geschick der Flusslotsen. |
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