auch das Rad des Wandels, das Rad des Schicksals und im buddhistisch-hinduistischen Zusammenhang, das Bhavachakra, das Symbol für den Kreislauf des Lebens im leidvol- len Samsara mit seinen sechs Lebensbereichen, also des Kreislaufs von Tod und Wiedergeburt, angetrieben durch die Kräfte von Karma und Samskara.

Im Gegensatz zu den farbenprächtigen Darstellungen des Bhavachakras, die man vor allem aus dem tibetischen Buddhismus kennt, wirkt Maria Luisa Uths Manifest Divine durch das kalte Grau und die reine Größe massiv, unabänderlich und eben: alternativlos. Wie ein Ausrufezeichen aus Beton.
Gleichzeitig gewinnt das Objekt durch seine sture Rotation die Anmutung eines Firmenlogos: ein Hinweis auf den Fetisch des Wachstums, den Glauben an den Fortschritt und die Allmacht der Ökonomie.
Diese Aspekte zusammengenommen kann man Lesen als ein Chiffre
für den weiter oben erwähnten Defätismus: Die Wirtschaft bleibt immer in Bewegung, sie ist das unabänderliche Gesetz unseres Daseins, aus dem Samsara gibt es kein Entkommen. That´s it!

Doch in der Rotation um die senkrechte, nicht die horizontale Achse, die eine „sinnvolle“ also voranstrebende Bewegung ermöglichen würde, sehen wir den Glauben an das ewige Fortschreiten bereits gebrochen. Das Rad kreist um sich selbst und kommt nicht vom Fleck. Das, was in unserer Gesellschaft als Fortschritt gilt, taugt nicht dazu, eine tatsächliche Veränderung herbei zu führen.

Hier liegt bereits der Hinweis auf den Ausweg aus dem Samsara verborgen: Er liegt in der unsichtbaren Achse, die nicht im Sinne einer rollenden Fortbewegung in die zweidimendionale Ebene der Horizontalen geneigt ist, sondern aufgerichtet ist in die Vertikale. Um dem leidvollen Samsara zu entkommen, müssen ein Innehalten und ein „Richtungswechsel“ stattfinden, der mit der Logik der weltlichen Horizontalen bricht und den Weg in die spirituelle Vertikale ermöglicht (siehe dazu auch das Jahresthema des EINSTELLUNGSRAUM e.V. 2011, Autos fahren keine Treppen). Dieser „Richtungs-wechsel“ geht in der Regel auch einher mit einem Wechsel des Vehikels.
Park & Ride. 

Aber wie geht es weiter, wenn man den Ausstieg aus dem ewig um sich selbst kreisenden Fortschritt der materiellen Welt wagt? Ist der Mensch überhaupt in der Lage inne zu halten? Oder wirft er sich sofort in die nächste Herausforderung mit derselben Hast, mit der er in der Welt des Wachstums und des Fortschritts agiert? In der Regel folgt er dem Gesetz der Massenträgheit, d.h. seine Bewegung setzt sich fort, lediglich das Ziel hat sich geändert. Er bemüht sich mit dem gleichen Eifer, den er in ergischen Zusammenhängen an den Tag gelegt hat.

Spirituelle Suche als Leistungsschau: Fastenwandern in der Eiffel, geomantische Erlebnisreisen durch Irland, mit dem Mountainbike über den Jakobsweg, auf dem Kamel zu Kraftorten in der Sahara, Pilger-Trekking in Nepal.

Gleichzeitig sieht sich der Mensch aus seinen vertrauten Strukturen gelöst. Seine bisherigen Problemlösungsstrategien sind unwirksam geworden. Er steht auf unbe- kanntem Terrain einer großen Aufgabe mit ungewissem Ausgang gegenüber. Diese Aufgabe kann nicht nur respekt- sondern auch furchteinflößend sein. Also wappnet er sich. Das kann er einerseits in Esoterikbuchhandlungen und im Schoße entsprechender Seminare tun, er kann es aber auch bei Globetrotter und anderen Outdoor-Ausrüstern, wo er alles findet, um sich auf seinem Selbsterfahrungstrip als Ein-Mann-Kokon der bedrohlichen Welt zu stellen.

Hinweise auf diesen Aufbruch finden wir in dem Objekt To the Mountaintop wieder.

Bereits im Titel trägt es den Imperativ der gestellten Aufgabe, die erinnert an das T-Shirt mit der Aufschrift „Go climb a rock“, das Cpt. James T. Kirk in der Eingangsszene des fünften Star Trek Films trägt, in dem sich die Besatzung des Raumschiffs Enterprise schließlich auf die Reise ins Zentrum des Universums
macht, um Gott zu suchen. Auch dort finden wir die unmittelbare Verknüpfung der spirituellen Suche mit dem Aufstieg in die Vertikale.

Das Objekt To the Mountaintop besteht aus einem Tragegeschrirr mit den typischen 
Blitzverschluß-Klickschnallen aus Hartplastik, die bei Outdoor-Equipment allgegenwärtig


Vernissage
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