T R A N S F E R  Künstlerbuch  Anke Binnewerg und Antje Seeger / Dresden                               

Hier lesen Sie meine Antwort an Frau Binnewerg vom 19. Dezember 2007:
  „Das dargestellte Rad bei „Faran“ hat zwar eine Bewegung, was aber fehlt ist die Umgebung als Referenz für eine passierende Bewegung. Dass ein Rad als sich fortbewegend erscheint, hängt mit dem Standpunkt des Betrachters und mit der Verortung des Rades in seiner Umwelt zusammen. Bei einer Bewegung von z.B. rechts nach links auf dem Bildschirm wird dieser Fall naturalistischer dargestellt. Im normalen Alltag nimmt man das auch so wahr, denn niemandem, außer einer befestigten Kamera, ist es möglich, das Rad von einem fixen Punkt aus zu beobachten. Das waren aber nicht meine Überlegungen, die zu „Faran“ führten (sind aber trotzdem interessante Aspekte). Für mich war allerdings ein anderer Gedanke ausschlaggebend. Mit Deiner Erwähnung des Glücksrades liegst Du gar nicht so falsch.
"Fortuna" ist bei den Römern die Glück- oder Schicksalsgöttin. Einer Ihrer Attribute ist das Rad, das Rad des Lebens, des Mythos der Wiederkehr (es ist  immer angeheftet dargestellt).  Warum? Normalerweise bewegt man mittels Rad Dinge fort. Das Rad ist also Mittel. Schaut man sich die Funktionsweise eines Rades an, wird seine Bedeutung vielleicht etwas deutlicher. Der äußere Rand hat die größte Ausdehnung (Umfang) und dreht sich am schnellsten, geht  man gegen die Mitte des Rades, erscheinen die Drehbewegungen viel langsamer. Ein Rad hat keinen Anfang und kein Ende. Betrachtet man die Welt von der Mitte des Rades aus, dreht sich diese in einem Strudel und einem ständigen Kommen und Gehen. Betrachtet man die Mitte des Rades bei seiner großartigen Eigenschaft des Drehens wird man strudelartig in es hineingesogen. Ich finde es sehr interessant, wenn man daran denkt, dass ein Fahrzeug entweder 2, 4 oder mehr Räder besitzt, die nach einem solchen Prinzip funktionieren und dem Fahrer dabei helfen sein Ziel in der Ferne zu erreichen. Eigentlich eine totale Ambivalenz. Das Zeichen (der jeweiligen Automarke - Anm. d. Herausg.)  in der Mitte (eines Autoreifens/-rades - Anm. d. Herausg.) sitzt eben an diesem wichtigen Punkt der Mitte und ist bei „Faran“ mit dem violett-roten Signet markiert. Das Signet kann auch grün sein, das ist eine Frage der Entscheidung. Kein Signet - ist aber nicht vorgesehen, sonst ist der Fetisch weg. Die Arbeit ist mehrschichtig und beschäftigt sich nicht nur mit einem Aspekt. So ist das mit den Zeichen, sie entfalten bei näherem Betrachten mehrere Bedeutungsschichten...“


So, dabei möchte ich es bewenden lassen.

Liebe Gäste, TRANSFER ist ein sehr komplexes Werk, welches sich zum Großteil nur über den Text erschließen lässt. Für manche ist das abschreckend. Ich empfehle Ihnen deshalb, nochmals wiederzukommen und im Rahmen der Ausstellung weiter zu lesen. Oder Sie suchen sich eine interessante Stelle oder Arbeit heraus und lesen die Texte jeweils 3 bis 4 E-Mails davor und danach.

Natürlich können Sie uns heute Abend auch gern fragen. Später können Sie uns anrufen oder eine E-Mail schreiben. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und viel Freude beim Lesen. Hiermit ist die Ausstellung eröffnet.

Anke Binnewerg und Antje Seeger am 5.Februar 2009


Diese Ausstellung ist die 01. im Jahresprojekt shared space 2009 des EINSTELLUNGSRAUM e.V.                                                                                        
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Gefördert von der Behörde für Kultur, Sport und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg und Bezirksamt Wandsbek
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