Weltformel
Seele | Kommentar zum Symposiumthema 2021
des EINSTELLUNGSRAUM e.V.
Conrad Westhoff
Im
Jahresprogramm [des EINSTELLUNGSRAUM e.V. 2021]
wird die Wendeltreppe des Bewusstseins mit dem
Seelenklima in Verbindung gebracht.
Es liegt nahe, die Seele mit dem
Bewusstsein, die Seele mit dem Glauben und
weitergehend die Seele mit den Religionen in
einen Sinnzusammen-hang zu stellen.
Symbolisch betrachtet führt die
Wendeltreppe bzw. die Spirale mit ihrer
Entfaltung von unten nach oben zu Wachstum,
Höherentwicklung und Reifung. Bei diesem Prozess
spielt die Seele des Menschen eine tragende
Rolle. In den Lehren der großen Religionen tritt
ihre zentrale Stellung deutlich hervor – auch
wenn der Begriff „Seele“ sich hinter den
verschie-densten Bildern, Symbolen, Gleichnissen
und Erzählungen verbirgt.
Die Seele des Menschen ist
von umfassender Bedeutung für das religiöse
Leben. Deshalb kann man von der „Weltformel
Seele“ sprechen. Dazu gibt es im [ o.a.
] Jahresprogramm einige
Ausführungen.
In Bezug zum Seelenklima wird darin die Frage
gestellt: wie kann der Kontakt zur Seele
aufgenommen werden, die hinter unseren vielen
Masken lebt?
Das große Spektrum der Religionen mit ihrem
jeweils unterschiedlichen Verständnis des
Phänomens „Seele“ zeigt, dass die Seele immer
noch ein Geheimnis darstellt.
Es ergeben sich die Fragen:
Wo und wie
erleben wir die Seele?
Woher kommt die Seele?
Ist sie ein eigenständiges Wesen?
Ist sie unsterblich? Oder inkarniert sie immer
wieder erneut?
Wohin zieht es die Seele nach dem Tod des
Körpers?
Wie ist ihr Verhältnis zum Körper, wie ihre
Verältnis zum Geist?
Diese existenziellen Fragen wurden nicht nur
in den vergangenen Zeitaltern gestellt, auch
heute bemühen sich Menschen darum, schlüssige
Antworten zu finden.
|
Obwohl
die Weltliteratur, vor allem die heiligen
Schriften, unzählige Beschreibungen und
Definitionen von „Seele“ enthalten, scheint
es so, dass jeder Mensch sich diesen Fragen
selbst annähern und letztlich seine eigene
Anschauung über das Phänomen „Seele“ bilden
muss. Es gibt nicht nur eine einzige,
richtige Antwort, und die Antworten werden
zu verschiedenen Zeiten verschieden sein.
Entscheidend für eine schlüssige Antwort
wird letztlich die religiöse Praxis und das
persönliche Erleben des Gläubigen sein.
Religio (lat.) bedeutet
Rückverbindung. Religion kann als Ruf, als
Aufforderung an die Menschheit verstanden
werden, doch zu Gott zurückzukehren. Dies
ist das Anliegen aller Religionen und
ihrer heiligen Schriften.
Nach allgemeiner Auffassung wird von
sieben Weltreligionen gesprochen. Dazu
zählen Christentum, Judentum, Islam,
Hinduismus, Buddhismus, Daoismus und
Konfuzianismus. (der Begriff Weltreligion
ist kein religionswissenschaftlicher,
sondern ein weitgehend
verständlicher Begriff des
alltäglichen Sprachgebrauchs).
Die Aussagen
der Religionen zu Gott, zur
Seele und zur religiösen
Praxis stehen teilweise
konkurrenzhaft nebeneinander. Wie
lassen sich die Unterschiede
der Religionen erklären? Die
Religionsstifter hatten – je nach
der Zeit, in der sie auftraten und
den Völkern, zu denen sie sprachen -
unterschiedliche Aufgaben.
Jede Religion hat innerhalb
ihrer jeweiligen Kultur eine spezifische
Entwicklung und Ausprägung erfahren. So
sehen wir in der Mensch-heitsgeschichte,
dass es bis heute keine Koexistenz und
wenig Toleranz der Religionen
untereinander gibt, sondern Streit und
Kampf an der Tagesordnung sind. Obwohl
die Lehren und die Praxis, die Wege zu
Gott, sich deutlich voneinander
unterscheiden, haben sie dennoch einen
gemeinsamen Kern: es ist das Ziel, das
sie alle gleichermaßen anstreben,
nämlich die Vereinigung mit dem
Göttlichen. In allen Religionen gibt es
neben der äußeren Religionsausübung auch
eine innere Lehre der seelischen Heilung
und Heiligung. Auf dieser
seelisch-geistigen Ebene scheint eine
Einheit möglich.
Religiöses Leben umfasst
Stadien der Reinigung, der Läuterung, Phasen
der Prüfung, das Durchleben von Zweifeln und
Widerständen und schließlich die Hingabe des
eigenen Wesens an die Gottheit.
|