denn die Handlung der Schauspieler auf der Leinwand gehorcht nicht den subjektiven Impulsen der von ihnen dargestellten Figuren, sondern dem Drehbuch und den uns verborgenen Anweisungen des Regisseurs, also dem Prozess der Entstehung des oberflächlichen Phänomens.

Setzt man diese gedankliche Annäherung an die Installation Sabine Mohrs in Zusammenhang mit dem Jahresthema „Seelenklima“, in dessen Rahmen sie stattfindet, liegt es zunächst nahe, die Vorstellung des Klimas als eines Prozesses heranzuziehen, in dem Temperatur, Niederschläge, Winde, Luftfeuchtigkeit, Luftdruck und Bewölkung zusammen wirken, um die Gesamtheit „Klima“ hervorzubringen.
Die tiefer gehende Frage nach der Seele führt so zwangsläufig zu der Frage nach deren Bezugssystem, nach dem Prozess, in dem sie sich manifestiert. So ließe die Installation, die Sabine Mohr explizit als einen offenen Denkraum begreift, in diesem Zusammenhang die Deutung zu, die Seele sei etwas, das weder in einem numinosen Jenseits beheimatet ist, noch in einem von Göttlichkeit durchdrungenen Diesseits, sondern sich erst in einem Prozess manifestiert, der als Tertium Quid zwischen die Materie und die verborgene Wirklichkeit tritt: Ein Verb das zwischen Ideal und Realität wirkt, das keinen festen Ort hat und erst in dem Vollzug des Zusammenspiels der Dinge der Welt ins Sein tritt.

© Dr. Thomas Piesbergen / VG Wort, März 2021

Foto Elke Suhr
Der 03. Beitrag zum Jahresprogramm SEELENKLIMA des EINSTELLUNGSRAUM e.V. 2021
Präsentation     

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