PSYCHO-CHEMIE und BIO-PHANTASIE
Oliver Ross

Kurztext zur Ausstellungseröffnung am 2. 09. 2004
von Sigrid Puntigam

Liebe Gäste,

Nach dieser "poeto-logischen" Ausführung von Oliver Ross, die, wie er betont, nicht nur als humanistisches Beschwichtigungsprogramm zu verstehen ist, - und zu der Sie ihn ja gleich selbst befragen können -, möchte ich trotz und im Sinne der vom Künstler zitierten dramatischen Goetheschen Endworte noch einige Erläuterungen zur Ausstellung hinzufügen. 
Mit diesem dichten Kunsttext, -schon in der Formulierung "poeto-logisch" steckt ja die Dichotomie von Kunst und Wissenschaft, um die es geht, wie mit seiner 'Kunstsprache' und den Wort(er)findungen, die zusammen als ein immanenter Teil des Werkes zu verstehen sind-, nimmt der Künstler eine programmatische Positionsbestimmung vor.

Er benutzt sowohl das Medium des geschriebenen Wortes, die ,Vertextualisierung', wie auch die sprachliche Äußerung, die ,Versprachlichung' von Kunst, wie er es selbst bezeichnet, zur Umsetzung seines geistigen Selbstverständnisses.  Er stellt sich damit in eine Künstlertradition der kritischen angetretenen Moderne, die derzeit eher von Beliebigkeit bestimmt wird. 
Ich hoffe,  Ihr Adrenalinspiegel ist noch nicht zu hoch oder Sie haben Schokolade dabei (oder kommen gerade vom Joggen), damit die Endorphine Ihnen ein Glücksgefühl  bescheren und die "Psycho-Chemie" wieder stimmt.  Funktionierte unser Gefühlshaushalt tatsächlich so einfach, ließe sich unsere "Psycho-Chemie" wie Oliver Ross in seiner Wortschöpfung formuliert, darauf reduzieren oder ist da mehr, nämlich das, was er mit"Bio-Phantasie" umschreibt? 
Auf der Einladungskarte hat der Künstler in provokant plakativer Comic-Sprache das umgesetzt, was ihn umtreibt.

Die "Innenwelt Hypothese" wird auf dieser demonstrativ räumlich nach außen geklappt und in den Seelen-mülleimer geworfen aus dem die Sublimation fließt.  Exkremente mit Schokolade gleichgesetzt in einem Klobecken, lassen sofort Assoziationen an die Duchampsche "Schokoladenreibe" aufkommen, - Schokolade, die dann im Klo desselben runtergespült wird.  Der Klodeckel suggeriert eine Bombe, die den psychochemischen Stoffhaushalt im Gehirn explo- dieren läßt.  Während rechts im Bild eine Art Freudsches Farb-Alchemistenlabor Verdrängungsprozesse produziert und irgend etwas an Zellkerne erinnerndes sich unendlich muliplizierend, dargestellt ist.

Was also beschäftigt diesen Künstler so quasi obsessiv' um und worum geht es hier?

Wenn wir uns umsehen, so hat der Künstler Maschinenphantasien entwickelt, die er zur Gesellschaftsmaschine und zur technischen Maschinenwelt, die draußen vorbeirauscht in Beziehung setzt.  Außerdem nimmt er die Frage und den Diskurs des "Viertaktmotorprojektes" des EINSTELLUNGSRAUMES nach dem Verhältnis zwischen Kunst, Naturwissenschaft und Technik und speziell dem Stoffwechsel-prozeß, der im Ottomotor stattfindet, auf.

Was aber ist das für eine Maschinenphantsie, die hier entworfen und verhandelt wird? Eine Körpermaschine, eine Psychomaschine, ein psycho-physischer Motor ? Was für ein Menschenbild wird vorgetragen? Funktioniert alles nur mechanisch, ist alles nur"Psycho-Physik","Psycho-Chemie" oder ist da mehr, die "Bio-Phantasie"?
Im Schaufenster des Einstellungsraumes pulsiert der "physio-kubistische Farb-Apparat, die im Raum stehende "Bio-chemische Phantasie" nimmt die Aufmerksamkeit
next
back