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Psycho-Chemie und Bio-Phantasie

Der Otto-Motor kann vielleicht als das weitverbreitetste Resultat des natur-wissenschaftlich fundierten Reduktionismus betrachtet werden. In ihm hat die westliche Kultur der Objekt-Fixierung einen komplexen Ausdruck gefunden: die Elemente des Motors bleiben alle an ihrem Platz, rotieren um die eigene Achse und sorgen so durch Mobilisierung für personale Emanzipation der bewegten Individuen.
Die Entwicklung des Otto-Motors ist ohne eine westlich geprägte Entwurfstradition, die im Erstellen schematischer Zusammenhänge ihre programmatische Stärke hat, nicht denkbar. Imaginär und konkret findet diese Zeichen-Technik auf Flächen statt und mit der Fläche beginnt die Entfremdung vom Raum. Denn erst die Fläche trennt das distanzlos eingelassene Subjekt von den allgegenwärtigen Affektionen seiner unmittelbaren Umgebung und macht es frei für Entwürfe. Ohne diese Fähigkeit könnte sich das Subjekt nicht zur Person emanzipieren.
Bio-Phantasie und Psycho-Chemie wird eine Flächen-Installation, in der poeto-logische und ästhetische Spekulationen zu Begriff und Bild des Menschen zeichenhaft und stofflich Form angenommen haben. Im Zusammenhang damit schließt sich ein physio-kubistischer Apparat an, in dem Farbmisch-Prozesse ablaufen können:
...plastische all-over-Malerei sozusagen...
Ein großer Teil der Kunst arbeitet sich seit geraumer Zeit am Bild des Menschen als einer wunderbar komplexen und geistig beseelten Maschine ab. Vielleicht haben ja die diesbezüglichen Vergegenwärtigungsversuche ihren Grund in einer beunruhigenden Frage, die etwa so lauten könnte: Ist am Ende alles "nur" Mechanik?

Oliver Ross 9/2004
Bild Installation
Oliver Ross: Psychochemie und Biophantasie, 2004  Pressetext und Detail der Rauminstallation                                                                                            Foto: E. Suhr
mehr Bilder                                                               Ansprache Sigrid Puntigam

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