Dieser Vers weist einen sehr geringen Informationsgehalt auf. Die Wortfolge bleibt im geschlossenen System von Reim und Versmaß und ist entsprechend vorhersagbar.

„Auf Herz reimt sich Schmerz.
Der Hut steht mir gut.
Im Haus wohnt die Maus.
Die Kuh, die mag Prosa lieber als Lyrik.“

Dieser Vers hingegen kann mit einem deutlich höheren Informationsgehalt aufwarten, denn er bricht spielerisch und selbstreflexiv mit der vorher geschlossenen Gedichtform und den entsprechenden Erwartungs- haltungen.

Tatsächlich ist das Prinzip der Entropie universell und in jedem dynamischen System gültig.
Doch was steht am Anfang und was am Ende der eskalierenden Desintegration der Ordnung? Am Anfang aller Unordnung muß, nach den in unserem Ausschnitt der Raumzeit gültigen Gesetzen, die Ordnung stehen, eine mutmaßlich absolute Ordnung.

In den Beginn der Entwicklung eines jeden Systems projizieren wir also eine Symmetrie ohne Abweichung, ein Equilibrium, das erst durch die Zunahme der Entropie in markante, benennbare Elemente zerbricht, die wiederum in ihrer Symmetrie gebrochen werden und immer wieder und wieder gebrochen werden, bis das System schließlich am Ende seiner Entwicklung soweit zerfallen ist, das nichts anderes mehr übrig bleibt als eine Art chaotischer Suppe, ein weißes Rauschen unendlich kleiner Teilchen, die zusammen schließlich wieder eine gleichförmige Homogenität endloser, sich selbst aufhebender Divergenz bilden, ein neues Equilibrium. In der Kosmologie bezeichnet man diesen Endzustand als den Wärmetod des Universums.
Der beobachtende Mensch, der wie immer dazu verdammt ist, in der durch seinen Standpunkt definierten Mesosphäre zu verharren, und auf die Extreme des Mikro- oder Makrokosmos schaut, auf das unendlich Kleine und unendlich Große, auf den Anfang und das Ende, auf die ungeteilte Einheit und die unendliche Vielfalt, wird, egal zu welchem Pol der Existenz er blickt, beschlichen von einem Unbehagen, das dem Horror Vacui vergleichbar ist: Denn in der einen Richtung ist er konfrontiert mit der unfaßlichen, sich selbst genügenden Einheit, der Singularität, dem Unteilbaren, in der anderen Richtung mit der unendlichen, unvor- hersehbaren Vielfalt und Komplexität, die sich schließlich in ein eintöniges Rauschen auflösen wird. Und gerade das reizt den Menschen, die Wirklichkeitssphären, die sich ihm entziehen, mit seinen Projektionen zu überdecken, die ihm dienen sollen, sie allen Widrigkeiten zum Trotz dennoch für sein beschränktes Vermögen begreifbar zu machen.

Eines der ältesten Spiele der frühesten Menschheitsgeschichte sowie der frühen Kindheit ist das Erkennen-Wollen von bekannten Mustern im Gestaltlosen:
Der paläolithische Mensch sieht in zufällige und amorphe Gesteins-formationen die Tiere hinein, die in seiner mythologischen Welt von Bedeutung sind, sowie das Kind in Wolken Gesichter und Tiere hineinsieht. Die Ereignisse in der Umwelt, die sich in einem unendlich komplexen Wechselspiel aller Elemente vollziehen, werden durch mythologische Narrationen willkürlich in eine Ordnung gebracht, die dem sonst absurden Leben einen anthropischen Sinn entgegensetzt. Und darin hat sich seit der Altsteinzeit nichts geändert: unverdrossen sucht der Mensch in der unüberschaubaren Komplexität der Wirklichkeit nach sinnvollen und vorhersagbaren Mustern und generiert sie im Vollzug dieses Suchprozesses selber.
Schaut der Mensch in die andere Richtung, zum Anfang der Zeit, zu der sich
selbst genügenden, ungebrochenen Symmetrie oder zum Unteilbaren, unendlich Kleinen, beginnt er ebenfalls etwas in diesen unfasslichen
Ausstellung
Vernissage
Gefördert von der Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg und Bezirk Wandsbek 
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