Jurszos Kunst der unterschwelligen Kontamination widmet sich mit Vorliebe paradoxalen Mitteln und Sachverhalten. So ist die Frakturschrift der Frauennamen in seinen frühen Tatortbildern, die den Bildern der Suggestion der Frauenmorde eine eigentümlich politische Nazi-Dimension hinzufügen, eben gerade nicht, wie man meint, eine „Nazischrift“, sondern wurde vielmehr von diesen 1941 als „Judenlettern“ verboten. Und so zeigt sich auch in den Tageslichtleuchtfarben, die mit Schwarzlicht so richtig zum Glühen gebracht werden können, eine ganz besonders paradoxe Dialektik von Licht und Dunkel: Das Schwarzlicht bringt zwar Licht ins Dunkle, aber nicht als Lichtstrahl, sondern indem es die Tageslichleuchtfarben so zum Leuchten bringt, als seien diese selbst die Lichtquelle – und ringsherum bleibt es trotz Schwarzlicht dunkel. Ebenso Jurszos Landschaften, die, luftig aquarelliert und in lieblichen, leicht pastelligen Farben gehalten, ganz besondere Seelenlandschaften sind, lieblich blühend und giftig glühend gleichermaßen.


Mit der Seele begibt man sich erneut ins Gefilde des Unsichtbaren, des Nicht-lokalisierbaren, des Ortlosen, das gleichwohl irgendwo in der Herzgegend vermutet wird – denn warum sonst treibt man einem Vampir den Pflock ins Herz, um ihn wirklich zu töten, wenn er schließlich doch schon tot ist? Oder der Natur mit dem Amoenometer, das wie eine Wünschelrute oder ein Geigerzähler das Unsichtbare ans Tageslicht bringt? Diese Suche nach der Seele ist so alt wie die Menschheit selbst, hat man doch im Jahre 2003 eher zufällig bei einer Probegrabung Reste eines antiken Amoenometers gefunden, wie man auf der letzten Seite des schönen Hefts „Auf Schusters Rappen“ über die Wanderungen von Jurszo und Will nachlesen kann: 
„Grabräuber hatten vermutlich die Teile zusammen mit zwei schlecht erhaltenen römischen Schwertern in Unkenntnis ihres Wertes nahe der Externsteine am Fundort zurückgelassen. Dendrochronologische Untersuchungen ergaben ein Alter von ca. 2500 Jahren. Es handelt sich um eine nur im Mittelmeerraum vorkommende sehr robuste Eibenart. Geschnitzte Ornamente und Reste von Bemalung konnten in mühevoller Kleinarbeit und mit enormem technischen Aufwand identifiziert werden. Die noch vorhandenen Farbpartikel verweisen auf die Kenntnis etruskischer Maltechnologie. Seit 2005 befindet sich eine Rekonstruktion des Objektes in Saal 13 des kryptohistorischen Museums zu Bruntgengroich. Um Verwechslungen auszu-schließen, wurde das Objekt als Amoenometer A bezeichnet. Über Tätigkeit und Ausbildung seiner Benutzer, der so genannten Amoenatoren, ist bislang noch sehr wenig bekannt.“

© Veronika Schöne 2021

Der 08.Beitrag zum Jahresprogramm SEELENKLIMA des EINSTELLUNGSRAUM e.V. 2021
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