aller Zeichen und die Zeichenhaftigkeit der Sprachen in ihren unterschiedlich offenen Interpretations-Möglichkeiten. (Es sei  daran erinnert, das die Archäologie auch Schriften kennt, die nicht mehr lesbar sind).

Ornamente werden vor allem als Schmuckformen rezipiert, sie sind aber auch ein Regelsystem. Wie das funktioniert, zeigt Farideh Jamshidi in ihren Videos. Auch dort wird das Ausgangsmaterial durch mehrfache Spiegelung verfremdet und neuorganisiert. So wird der bei einem Spaziergang mit dem Mobil-Telephon abgefilmte Boden zu einem mehrdi-mensionalen Spiel der Formen, das den einfachen Blick nach unten zum Bildzeichen umformt, ja erhebt. Auch wenn das schon an sich seinen Reiz hat, gibt es dazu einen Verweis auf die alte persische Kultur: Deren Gartenkonzept des „Tschahar Bagh“ sieht eine Vierteilung vor, die im Verweis auf die die vier Kardinalpunkte und die vier Weltenflüsse den Garten stets auch als ein Modell  des Universums sieht. In den erst vierfachen, dann mehrfachen Spiegelungen von Farideh Jamshidis Videos ist das Universum zwar weniger pathetisch nur die natürliche Umgebung, sie wird aber ins symbolisch-allgemeingültige transzendiert.


Wie konstruiert sich die Wahrnehmung? Wann wird eine Linie ein Bild (und umgekehrt, wann zerfällt ein Gesamteindruch in bloße Linien)? Das thematisieren auch die Zeichnungen im Keller, die Portraits zu sein bloß scheinen.

Wie schon bei ihrer Ausstellung im Bergedorfer Künstlerhaus am Möörkenweg gesagt: Farideh Jamshidi öffnet Räume, zeigt andere Perspektiven, neue Ornamente und Schnitte in die gewohnten Bildebenen und ermöglicht uns, die Welt neu zu sehen und zu interpretieren, sie ermöglicht uns, die Regeln neu zu regeln.


HS©03/2019, Hamburg


Foto Elke Suhr
Die 02. Ausstellung zum Jahresprogramm Regeln regeln. Regeln regeln! 2019 des EINSTELLUNGSRAUM e.V.
Präsentation
Vernissage
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Gefördert von der Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg und Bezirk Wandsbek