den Menschen heutzutage gerne ab. Computer haben anstrengendes Ueberlegen und Orientieren ueberfluessig gemacht, im Straßenverkehr geben Navigationshilfen die Richtung vor. Die Stimme aus dem Off kommt hier zwar vom Himmel, doch gehoert sie nicht mehr Jean Paul's Engeln, sondern wird von Satelliten übertragen, die neben der perfekten Ueberwachung des Menschen fuer sein bestaendiges Steuern und Lenken ohne Denken sorgen. Aristoteles' automatoi regeln das Geschaeft und Homo sapiens koennte es sich gemuetlich machen.

Doch ganz so ist es eben nicht. Der Alltag ist leider weit davon entfernt, perfekt oder gar himmlisch zu sein und das nicht zuletzt aufgrund der Technik. Mit "Mensch gegen Technik" betitelte die Zeitschrift GEO ihre Mai-Ausgabe 2005, die sich der zunehmenden Angst vor Maschinen widmete. Das Unbehagen speist sich einerseits aus der Sorge, ueberfluessig zu werden - waehrend Roboter in Werkstaetten usw. malochen, steigt die Zahl der Hartz-IV-Empfaenger. Andererseits waechst die Furcht vor Kontrollverlust - wie im Film "Matrix", in dem von Menschen gebaute Maschinen ein Eigenleben entwickeln und sich gegen die Menschen richten: sie ausbeuten und toeten. Angesichts solcher Aengste reduzierte die Firma HONDA ihren humanoiden Alleskšnner ASIMO bereits wieder auf eine ueberschaubare Groesse von 1,20 m und garantiert "vorhersehbare Bewegungskontrolle". - Kurzum: Irgendetwas scheint schief gegangen, die Richtung hier und da ein Stueck weit aus dem Ruder gelaufen zu sein.

Konsequenzen, die das Steuern und Lenken dieses Ruders heutzutage mit sich bringt, neuen Handlungswegen und ihren Rückwirkungen auf das menschliche Selbstverständnis will der Einstellungsraum in diesem Jahr genauer nachgehen. Ausgehend vom Auto soll in mehreren Ausstellungen das Steuern und Lenken in Relation zu persoenlichen und sachlichen Ressourcen im morphogenetischen Feld kuenstlerisch erforscht werden.

Den Auftakt macht Joern Zehe. Nicht das Automobil, sondern ein Nachfahre der Automate, ein Roboter steht bei seiner Ausstellung im Zentrum. Traege und schwerfaellig schnarrt er durch den Raum und fuehrt dabei Formen in Blau, Rot und Gruen

vor. Mit seinen an Augen erinnernden Projektoren legt er Raster ueber seine Zuschauer, die an den Waenden als taenzelnde Bilder erkennbar werden. Ð Rein optisch betrachtet ist der Roboter eher unansehnlich; Baron von Kempelen haette ihn vermutlich mit Verachtung gestraft. Und auch seine inneren Werte sind Ð mit Verlaub - nicht allzu spektakulaer. Verglichen mit den komplexen Steuerungssystemen intelligenter Automate, erscheint Zehes Objekt wie ein Dinosaurier der Technik.
Zusammengesetzt ist er aus einem betagten Hitachi Beamer und einem schon etwas oeddeligen Kubus, der im Autopilot steuert, und von Studenten der HfbK vor einigen Jahren im Rahmen eines Forschungsprojekts entwickelt wurde. Darin finden sich ein Computerchip, ein paar Schrauben und Draehte, 5 Infrarot Sensoren, die den Boden abtasten und Freistellen finden, auf denen sich die Kiste fortbewegen kann - und oben drauf dieser riesige Roehrenbeamer, der einfach seine Lampen an hat und an die Wand wirft, was normalerweise nicht gezeigt wird: das Gitternetz, zusammengesetzt aus den Spektralfarben, das ihm vom Hersteller mitgegeben wurde, und das zu sehen ist, wenn eigentlich noch nichts zu sehen ist.

Das Verhalten dieses technischen Dinosauriers ist also vorhersehbar. Seine Ausruestung und Programmierung sind vorgegeben und seine Reaktionen blosse Ergebnisse der Arbeit von einem Beamer und Sensorensignalen, die sich im Raum orientieren und darauf angewiesen sind, dass die Aussenwelt mit ihrem System harmoniert. Für diese Harmonie haben wir alles getan: das Licht ausgemacht, die Waende und den Boden frei geraeumt, und selbstverstaendlich wollte ich hier oben stehen, um dem Roboter nicht im Weg sein. Kurzum, damit das System der Maschine zu unserem passt, haben wir den Raum auf ihre Beduerfnisse abgestimmt, die Umgebung auf ihre Fähigkeiten zugeschneidert und halten uns selbst an feste Regeln, die garantieren, dass die Maschine auch bestimmt auf ihre Kosten kommt.

Ein ganzes System von Ordnungen also, die sich an der Maschine orientieren und noch das eigene Handeln auf sie abstimmen - und mittendrin doch einer, der diese Ordnungen zerstšrt. - Ich erwische mich dabei, zu denken: Jetzt hat er's, die richtige Einstellung, das perfekte Gitternetz - wie es sich fuer

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