GANGARTEN: Verdichtung des Jahresprogrammes  Schalten und Walten  des EINSTELLUNGSRAUM e.V.                                 03.08.2012

Foto Ina
                    Schlafke
Ina Bruchlos: Männer auf Pferden, 2012

Wenn man nach Italien in Urlaub fährt, und der Deutsche ja immer nach Italien muss, immer dorthin fährt bzw. fuhr, weil Italien das Urlaubsland schlechthin war, und auch meine Eltern meinen Bruder und mich vor Urzeiten auf die Rückbank ihres Fiats stopften um den sonnigen Süden aufzusuchen, fiel mir zuerst auf, dass der Fiat nicht richtig für Länder wie Italien konzipiert war. Man kokelte sich schon kurz hinter den Alpen die Beine an, auf überhitzten Plastiksitzen, Sitze einer italienischen Autofirma wohlgemerkt, die ihr Klima ja eigentlich kennen sollten und dennoch ihre Wagen mit diesen Foltersitzen versah, was dem Land in meinen Augen etwas Abgründiges verlieh. Meinen Kinderaugen, obwohl ich heute nicht mit Bestimmtheit sagen kann, ob ich das Auto meiner Eltern überhaupt mit Autoherstellern in Verbindung brachte, damals, und nicht heute erst, im Nachhinein, wo mein Gehirn nicht mehr weiß, was es damals dachte, das Gehirn eines Erwachsenen völlig anders konzipiert ist, das Kind 'heiß' denkt und die Beine anzieht, während der Erwachsene darüber nachdenkt, wem er jetzt für seine Misere die Schuld geben könnte.

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Vortrag Ina Bruchlos  | Foto: Ina Schlafke
Fotos der Veranstaltung Ina Schlafke
Auszug aus dem Konzept 03.08.12

Grob gesagt, denken wir dabei an die Wechsel zwischen Schritt, Trab und Galopp der Pferde, die dann den Gängen im Auto oder anderen Fahrzeugen den Namen gaben.

Alle diese Bewegungen, Gangwechsel und die damit verbundene Aufmerksamkeit und Kommunikation, greifen in die "Verkehrsflüsse" ein und bewirken Beschleunigungen und Verlangsamungen bis hin zum Kollaps durch Unfall oder Stau.
Die Aufmerksamkeit, die die Entscheidungen für die Gangwechsel bedingen, ist ja nicht mehr nur vom Gelände und dem Zustand der Straße abhängig, sondern in der Stadt auch von der Beobachtung, d.h. Beurteilung eines sehr komplexen Verkehrsgeschehens, in das sich Menschen, Eigenschaften und Temperamenten entsprechend einschalten.
(...)
Wie orientieren sich Menschen in der Stadt? Wie geschieht das Schalten im eigenen Kopf, das dann (auf welche Weise?) zum ,richtigen' Schalten im Auto führt? "Welche sensorischen und kognitiven Fähigkeiten benštigen wir dafür?" (...)
Die Urform der "Schalte", jener Stab, mit dem der Fährmann das Boot dirigiert, kehrt in abgewandelter Form in allen technischen Weiterentwicklungen von Schaltelementen wieder: Bei der Aufreihung der Zahnräder greift der Stab, der über dem Getriebe liegt, immer das entsprechende Zahnrad heraus, um die gewünschte Kombination aus Geschwindigkeit, Gelände/Kraftaufwand zu realisieren. .... Das Formenrepertoir ähnelt sich. Wie kommen diese Modifikationen zustande?

Elke Suhr, unter Verwendung der Protokolle der Vorstandssitzungen des EINSTELLUNGSRAUM e.V., 2012
 
Gefördert von der Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg und Bezirk Wandsbek
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