auch unterstützt durch das Phänomen der auf dem Raster aufbauenden Zentralperspektive im politischen Kontext: kein totalitäres System, das nicht die Zentralperspektive nutzt, um die eigene Kontroll- und Regulierungsmacht zu demonstrieren.
 
Das Raster und seine soziologischen, ökonomischen und politischen Konsequenzen sind fraglos emergente Strukturen, die das Fundament unserer kulturellen Umwelt stellen. Sie sind so omnipräsent, daß wir für ihre allgegenwärtige Wirkung meist blind geworden sind, ebenso wie wir blind geworden sind für die Art und Weise, wie die Räume, in denen wir uns bewegen, unser Leben regulieren und gesellschaftliche Normen trans-portieren.

Denn natürlich nimmt ein Mensch, der in einem hierarchisch geordneten Haus mit differenzierten privaten und halbprivaten Räumen lebt, sich und die Welt anders wahr, als ein Mensch, der in einem Dorf aus einräumigen Rundhütten lebt.
Das gesellschaftliche Leben in einer Siedlung mit aneinander grenzenden Vorgärten ist ein anderes, als das Leben in abgeschotteten Stadthäusern mit privaten Innenhöfen. Doch von den Bewohnern wird ihr Wohnumfeld und die entsprechende Lebensweise als die jeweils selbstverständliche Norm betrachtet.


Diese regulierende Wirkung des Raumes, die sich unserm Alltagsbewußtsein meist weitgehend entzieht, ist eines der zentralen Themen in der Arbeit von Lara Vlaska. 
Dabei geht es ihr aber nicht um eine  spezifische Nutzung von Räumen in einem spezifischen gesellschaftlichen Kontext, sondern um das Phänomen an sich.

Durch den Schritt der Entfremdung mit Hilfe eines auf Boden und Wänden aufgebrachten Rasters, lenkt Lara Vlaska den Blick auf die bloße Räumlichkeit des Einstellungsraums und macht sie erfahrbar. Gleichzeitig verweist sie durch das Raster auf die Eigenschaft des Raumes als ein regulierendes Artefakt. Wir erleben den Raum im Sinne der Environmental Behaviour Studies als eine strukturierende Struktur, ein Element nonverbaler Kommunikation, hervorgebracht durch die emergenten Steuerungssysteme unserer Gesellschaft, die unser Verhalten unmittelbar aber unbeachtet reglementieren.

Doch bei dieser statischen Beobachtung belässt es Lara Vlaska nicht. Der Titel der Ausstellung heißt WHEN WE KNOW , WE WILL KNOW und spielt auf die Beobachtbarkeit und den Zeitpunkt der Erkenntnis an. Wenn wir etwas erkennen, bedeutet das, entweder haben wir uns verändert und können deshalb etwas bisher Übersehenes registrieren, oder etwas in unserer Umwelt hat sich verändert.
In dem gegebenen Kontext der Ausstellung wirft der Titel eine der Grundfragen der Kulturwissenschaften auf. Wenn sich eine Gesellschaft verändert, wenn eine sich eigentlich stabil reproduzierende Struktur plötzlich einen Entwicklungsschritt macht, was löst diese Veränderung aus, und vor allem: wie wird sie gestaltet?
Hier bieten sich zunächst zwei geläufige Erklärungsmodelle an.
Präsentation
Vernissage
Die 05. Ausstellung zum Jahresprogramm Regeln regeln. Regeln regeln! 2019 des EINSTELLUNGSRAUM e.V.
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