tatsächlich in Form eines Bettes angeordnet wurde, was der Rahmen noch zusätzlich betont. Dazu kommt ein Reifenstapel, der für Rennstrecken typischer ist als für eine Notfallspur. Diese Zusammenhänge schaffen weitere Andockmöglichkeiten, um Verbindungen mit diesem Assoziationsfeld herzustellen. So nehmen Rennfahrer häufig schon im Auto eine Liegeposition ein, die der Position im Krankenbett oder im Sarg entspricht. Und das "Liegenbleiben" mit einem Defekt beinhaltet auch das Bild eines beschaulichen Morgens, an dem man einfach mal lange schläft.

Bremsen auch in der Botanik?

Die bisherigen Ausstellungen haben eine Vielzahl von Aspekten des Bremsens erhellt, die ich zur Halbzeit des Projektes einmal kurz zusammenfassen möchte:
-    Ahmet Dilek hat eine Leinwand mit Abdrücken von Schuhsohlen vorgestellt, die auch politische Implikationen des Bremsen sichtbar machte,
Kimberly Horton und ihr Gast Sabine Höpfner haben uns Bremsmöglichkeiten durch das Kameraobjektiv gezeigt,
-      Almut Grypstra hat Maschinen in den Einstellungsraum gebaut, die anders laufen als die der herrschenden Effizienzreligion,
-    und Bärbel Bahlke-Meisel ist den etymologischen Wurzeln des Wortes nachgegangen und hat ihre Bildersprache eingesetzt, um den Zügelungen der Mund- und Sprechwerkzeuge eine Gestalt zu geben.
Ich habe Bertram Weisshaar nicht vergessen. Erwähne ihn aber außerhalb der Reihenfolge, weil er als Spaziergangforscher von den körperlichen Aspekten der Verlangsamung ausgegangen ist, die eine Nähe zu den Arbeiten von Falke und Bahnmüller haben, die im rückwärtigen Bereich und im Untergeschoss des Einstellungsraums versammelt sind. Weisshaar hat Pflanzen dokumentiert und gesammelt, die oft von weit her in die von ihm erwanderten Schrebergärten gekommen sind. Es überrascht, dass

Pflanzen als standfeste Lebewesen sich in ihren Reisegewohnheiten nicht sehr von denen der Menschen unterscheiden. Der Unterschied ist, dass sie selbst oder ihre Samen die vorhandenen Ressourcen nutzen und "per Anhalter" reisen. Wenn sie sich nicht durch Luft und Wasser treiben lassen oder sich an Tiere als Transportmittel hängen, ist ihnen die menschliche Infrastruktur dienstbar. Erst wenn sie Wurzeln geschlagen haben, sind sie einigermaßen standfest, wenn sie nicht ausgegraben und als Ballen oder in Töpfen versandt werden.
Wenn die durch Menschen beschleunigte Ausbreitung von Pflanzen Biotope verändert, wird schließlich auch über das Bremsen auf dem Gebiet der Botanik nachgedacht. In "Bohnen pulen", einem Video von Ulli Falke, ist dieser Bremsvorgang schon vollzogen, denn hier wird das Saatgut nur virtuell verbreitet. Der Blick auf das Pulen von trockenen Schoten zeigt, wie Saatgut für die eigenen Stangenbohnen des kommenden Jahres gewonnen wird und öffnet zugleich die Augen für die ästhetischen Qualitäten der Langsamkeit in einem biologischen Kreislauf. 


Die Leiblichkeit des Bremsens

Alle Gäste haben ihre Schritte - wenn nicht im Kiesbett, so doch anlässlich der Ausstellungseröffnung - so stark verlangsamt, dass ein Tempo erreicht ist, in dem man sich entspannt fühlt: Schließlich befinden wir uns im Nulltempo, wenn wir zum Stehen gekommen sind. Dann spüren wir unser Gewicht auf den Fußballen ruhen, die empfindlich sind und die Unebenheiten des Untergrundes sogar durch die Schuhsohlen ertasten. Vielleicht erinnern wir uns noch daran, wie es sich angefühlt hat, als Kinder über weiche Kissen gelaufen zu sein oder ein Erwachsenenbett als Trampolin benutzt zu haben. Das Einsinken und Emporsteigen vermittelte ein erhebendes Fuß- und Körpergefühl. Aber wer geht heute noch barfuss über einen frisch geeggten Acker, eine Wiese oder ein Stoppelfeld. Die Füße sind ein hochkomplexes aber oft

Text Carola Bahnmüller
Weitere Bilder der Installation
Vernissage                                                                                                                                                                                
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