A.: Die Elemente Text und Bild sind für mich in den Arbeiten gleichwertig, sie entstehen auch neben- und miteinander. Sie sprechen miteinander über sich, aber dadurch definieren sie sich automatisch für mich auch als Malerei, die sich gleichwertig mit anderen Elementen auf dem Bildträger befinden. Trotzdem ist Schrift schon etwas sehr anderes als die eher organischen, fließenden Formen, die ich sonst verwende.

J.: Wenn ich an Autonomie im Kontext der Malerei denke, kommt mir direkt das Ideal einer reinen Malerei, einer Autonomie des künstlerischen Mediums in den Sinn, wie es in der Kunstgeschichte der Moderne angestrebt wurde. An der Malerei wurde dabei ja vor allem ihre Flächigkeit hervorgehoben, die sie von anderen Medien unterschieden hat. Ich finde gerade das Spiel mit verschiedenen Medien spannend, da es ungewöhnliche Formen entstehen lassen kann. Auch der Begriff der Bewegung, den du in Bezug auf den Körper und sein Inneres genannt hast, lässt sich dabei produktiv machen - der Einsatz von verschiedenen Medien trägt eine Bewegung in sich. Und Du bewegst dich mit deinen Malereien, die in den Raum hineinwachsen, ja bereits auf der Grenze zweier Medien, Malerei und Skulptur. Wie kam es dazu, dass sich die Malerei von der Wand und aus ihrem klassischen rechteckigen Rahmen entfernt hat?

A.: Diese Formen, die sich aus der Beschäftigung mit dem Inneren des Körpers und Fluiditäten speisen, waren auch ein Beweggrund, die Bilder zum Teil von der Wand zu lösen. Die Formen im Inneren der Malerei und ihre äußeren Rahmen sollen eine Wechselwirkung miteinander eingehen und sich aneinander anschmiegen. So eine Art von dialogischem Verhältnis zueinander wollte ich mit der Vorder- und Rückseite weiterdenken und so haben die Rahmen auch ein Innenleben bekommen, das von beiden Seiten aus betrachtet werden kann. Das Thema Dialog interessiert mich auf verschiedenen Ebenen und war für mich dann ein Anlass, ihn in Bezug auf die Malereien wörtlich zu nehmen.

J.: Die Malereien in einen Dialog miteinander zu bringen, finde ich spannend. Damit werden sie auch ein Stück weit belebt, was wieder einen
Bezug zu den organischen Formen herstellt, die in deinen Arbeiten so zentral sind. Du schreibst, dass Gespräche im Atelier oder der Austausch mit Freund*innen eine wichtige Inspirationsquelle für dich sind. Die Objekte und Malereien können aber auch in ihrer Beziehung zur Kunstgeschichte, zu Werken anderer Künstler*innen betrachtet werden. Damit treten sie in einen weiteren Dialog. Welche Positionen waren oder sind in dieser Hinsicht für dich besonders wichtig?

A.: Wenn ich an das Thema Fluidität denke im malerischen Sinne, dann sind für mich besonders prägend Marlene Dumas oder Tracey Emin. Was die Shaped Canvas angeht finde ich die Arbeiten von Frank Stella in Bezug auf einen Text von Isabelle Graw (Die Liebe zur Malerei) interessant. Darin beschreibt sie über die Subjekthaftigkeit in seinen Arbeiten, die durch das Wegfallen bestimmter malerischer Merkmale entsteht. Die Malereien werden wie zu eigenen Wesen, selbstbestimmt und mit einer gewissen - ich denke wie körperlichen - Präsenz im Raum. Darum habe ich mich unter anderem auch für den Titel "Laufende Luftmaschen" entschieden, um die Bewegung einer Arbeitshandlung zu verbinden mit einem Gedanken von Autonomie. Etwas läuft quasi von alleine, durch Schwerkraft, flutscht, geht immer weiter und verstrickt sich in Wiederholungen. Dann denke ich weiter an Elizabeth Murray, die ihre Shaped Canvases auch noch in die Dreidimensionalität bewegt und sich unter anderem Themen wie Care, Mutterschaft und der Endlichkeit des Körpers annimmt. Auch Themen, die meine Dialoge tangieren. Bei ihr wird das Spiel/der Dialog von Malerei und Skulptur deutlich und die Arbeit mit dem Raum und dem Räumlichen von Malerei. Ich denke, das einander etwas "Zurufen" der Malereien füllt für mich auf eine Art auch den Raum zwischen den Objekten. Zumindest stelle ich mir den Austausch, das Gespräch wie unsichtbar im Raum schwebend vor.

J.:
Nun möchten wir euch dazu einladen, in einen eigenen Austausch, ein Gespräch mit den Arbeiten Annes zu treten und wünschen euch dabei eine gute Zeit!


Die  7. Ausstellung im Jahresprogramm Autonom? des EINSTELLUNGSRAUM e.V. 2022
Präsentation
Vernissage
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