Geschwindigkeit zu verfolgen, würde in unserer heutigen entmythologisierten und profanisierten Vorstellung, im Science-fiction Jargon, dem Wunsch, sich von einern Ort zum anderen zu beamen, entsprechen.  
Allein die Maschine ermöglicht dem Menschen diese Form der Mobilität.

Seit der Renaissance versuchten die Erfinder wie Demiurgen oder wie Prometheus diese Attribute nun auch den "Erdengöttem", den Herrschern zuwachsen zu lassen.  Bald fuhren diese in allegorisch geschmückten Triumphkarossen, um die Untertanen zu beeindrucken und ihren besonderen Status sinnfällig zu repräsentieren.  Im Illusionstheater der Neuzeit schwebten die Götter mittels Maschinen als "Dei ex machina" vom Himmel.  Es existiert aber auch der "Diabols in machina", wie es Hieronimus Bosch in seinen Höllenbildem drastisch vor Augen führt und wie es auch die Entwicklung der Kriegsmaschinen zeigen.  Für das Ende dieser Entwicklung, an dem wir stehen, konstatiert Bems " Die triumphale Lust des Autofahrens ist damit aber nicht verschwunden.  Sie hat sich nur ins Innere verlagert, wurde sublimiert.  Fahrend halten wir uns immer noch für Götter - dei ex machina - und vergessen, daß wir längst arme Teufel - diaboli in machina - sind."5 Geschwindigkeit und Beschleunigung wurden erst durch Raketen-, Dampf- und Benzinmotoren erlebbar.  Jedoch nicht die Allbeweglichkeit der Götter wurde uns zuteil, sondern das Gegenteil der Allbeweglichkeitsverlust.  Die Freiheit der Richtunswahl (libertas locomotiva) - endet in einer Richtungsfixierung , einer "einsinnigen Bahnung", der die Projektilhaftigkeit des Autos entspricht.

Auch Horst Bredekamp schildert in seinem Werk « Antikensehnsucht undMaschinenglaube»6 die verlorene Einheit von "Naturform - antiker Skulptur - Kunstwerk - Maschine" wie sie in der Kunstkammer, der Vorläuferin  unserer heutigen Spezialmuseen, noch sinnfällig vorhanden war.  Bis zum 17. Jahrhundert gab es noch einen spielerischen Austausch zwischen Natur, Kunst und Technik, Sinn und Form.  In der Folge wandelte sich dies durch ein rein mechanistisches Weltbild zugunsten der Technik, eine einseitige Kräfteverlagerung - unter dem Primat der Nützlichkeit. 

Die technische Dominanz ruft gerade in der aktuellen Situation, beim Transformationsprozeß von der Mobilität zur Immobilität, vom materiellen zum immateriellen Transfer, wo wir zusätzlich zum Verkehrsinfarkt schon wieder im virtuellen Stau der Datenautobahn stehen, um so dringlicher zum verlorenen Diskurs und Austausch zwischen Natur, Kunst und Technik und anderen Transformationsprozessen auf
 

5 BERNS, 1996, S. 76.
6 BREDEKAMP, Horst :Antikensehnsucht und Maschinenglauben.  Die Geschichte der Kunstkammer und die Zukunft der Kunstgeschichte, 
Berlin 2000, S. 80
 

 

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