Mudra
Das indische Wort bezeichnet eine symbolische
Hand-geste, Handbewegung, Handstellung. Das
Tanzstück be-steht aus 3 Ebenen, einer
Choreografie für 2 Tänzerinnen, einer
VorhangInstallation, welche die Elemente der
Choreo-grafie hervorhebt / erweitert und einer
akustischen Ebene, die aus diskreten Geräuschen
besteht, inklusive einem als Rundfunkbeitrag
gestalteten Sounddesign. In Bezug auf die formale
Struktur dieser sehr unterschiedlichen Ebenen ist
es mir wichtig die Kontraste zugunsten kleiner
Nuancen soweit zu nivellieren, dass ein Kontinuum
entsteht, etwas, das immer schon ein zentrales
Element in meinen Cho-reografien darstellte und
mich mit philosophischen und mystischen
Weltmodellen meiner taiwanesischen Heimat
verbindet.
Foto © Tobis Hoops und Jasmine
Fan
Inhaltliche und ästhetische Stärken des
Projektes
Im Vordergrund steht die Tanzästhetik, mit
der ich versuche meine neue europäische Kultur mit
meinen taiwanesischen Wurzeln zu verbinden , bzw.
das auf Trennung basierende
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wissenschaftliche Weltbild
des Westens mit dem alles verschmelzenden
östlichen Weltbild in Einklang zu bringen. Es
geht mir in dem Tanzstück darum,
gleichnishaft die Entwicklung der spirituellen
Gestik der Mudras bis hin zu den trivialen
Formen einer reinen
Kommunikationsgestik, wie den Emojis,
nachzuzeichnen, um sie wieder am Ende der
Choreografie auf ihre spirituellen oder
sakralen Wurzeln zurückzuführen, wodurch
eine spirituelle Brücke zwischen West und Ost
aufgebaut wird.
Foto © Tobis Hoops und Jasmine
Fan
Auch
in der Gebärdensprache finden sich diese
kulturellen Unterschiede. Ein ganz aktuelles
Beispiel für die Ent-wicklung einer
gestischen Sprache findet sich bei den
Protesten in Hong-Kong, wo die Demonstranten
eine eige-ne Protest-Gebärdensprache
entwickelt haben. Ich möchte deshalb in
meinem Tanzstück den Bogen spannen, von
die-sen profanen, auf direkte Kommunikation
ausgerichteten Handgesten, bis zurück zu
den Mudras mit ihren spiritu-ellen
unbestimmten Bedeutungsebenen, die ich
noch als Kind erleben durfte und die in
Asien lebendig geblieben
sind.
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