Johannes L. Schröder + Gäste: Aktionen 3x wöchentlich: Steine schwimmen lassen                                        02.-18.12.2010
Andrés Galeano sprach am 4. Dez. 2010 im EINSTELLUNGSRAUM mit Johannes Lothar Schröder über Re-doings     (Auszug)

A.: Und findest du dieses Re-doing einer schon existierenden Performance die beste Art, eine Performance weiter zu entwickeln?

J.: Ich muss sagen, nach dieser Erfahrung und auch nach dem Stück von Acconci (4/2010 im Grimmuseum): Ja! Es hebt diese Langeweile auf. Ich musste mir so oft anhören: „Performance? Das hatten wir doch schon. Das hat mich interessiert, als ich 20 war.“ Das ist so ein Ennui. „Ach Scheiße, das ist doch vorbei. Das belästigt mich nur noch, wenn du mit so ‚ollen Kamellen’ ankommst.“ Wenn man sich 20 oder 30 Jahre mit dem Stoff auseinander gesetzt hat, mag man das nicht hören von Leuten, die nur oberflächlich darüber Bescheid wissen. Aber auch ich muss mir sagen: „Der Zugang, den du dir über die Jahre erarbeitet hast, ist nicht mehr frisch. Aber ich will jetzt nicht noch mal die Quellen lesen.“ Obwohl man das machen muss, weil sich mit der Zeit auch die Erinnerung abschleift und manches falsch erinnert wird, wenn es da überhaupt Falsches gibt. Es zu tun, bringt da eine ganz andere Frische rein. Auch für mich wurden bei „MIKE A“ ganz viele Aspekte lebendig. Z.B. die Bedeutung des Singens, das Grummeln als Tranceinduktion. Und auch die Malerei. Ich hatte das in der Zwischenzeit viel abstrakter gesehen und nicht mehr so sehr als Malerei. Das ist sehr diffizil. Also Tropfen, Kleckern und auch Streichen. Nicht zu vergessen: die Anzahl. Ich blickte auf einmal auf eine Seitenzahl und war dann schon bei S. 280. Unglaublich, was man so an Seiten schafft. Und dann noch das Verschwinden. Das sind die ephemeren Aspekte des Malens, und das ist ja auch wichtig. Man malt und übermalt. Ein Detail sieht manchmal ganz wunderbar aus. Aber man will ja ein Bild herstellen und nicht dieses Detail pflegen. Und dann muss es verschwinden, obwohl es so schön ist. Das ist hier auch drin: Man muss die Selbstverliebtheit überwinden und weiter machen. Einmal habe ich zurückgeblättert, was wegen der Watte sogar ging. Aber da sah ich schon wieder was Neues, eine Abklatschbild, eine Dekalkomanie. Also: diese Aspekte kommen durch das Machen raus. Das hätte ich nie über eine Meditation über das Anschauen des Videos erreicht. Ich könnte sogar meine Notizen beim Betrachten des Videos heraussuchen. Die sind einfach viel kühler und sachlicher. Wenn ich Fotos oder Videos anschaue, bin ich emotional erst mal außen vor. Dieses hier ist dagegen ein Mittel, wieder eine Nähe herzustellen. Durch das Re-doing erreiche ich auf einmal wieder eine Beteiligung, die mir auf einmal viel mehr Aspekte der Performance eröffnet.

A.: Nicht nur dir. Auch dem Publikum! Hier ist auch interessant. Die ursprüngliche Arbeit ist eine Videoperformance. Du bringst das vor ein Publikum. Hier standen wir da fast eine Stunde. Es war kalt, und dann kam der Geruch. Dann kamen Sachen, die ein Video nicht vermittelt.

J.: Der Geruch ist ganz entscheidend für die Performances von McCarthy. Wenn er z.B. mit Senf und Ketchup arbeitet. Dann ist der Geruch ein Tranceinduktion.

A.: Natürlich. Ja.

J.: Es kommen sofort Verbindungen auf: zu Würstchen, zum Essen. Das spielt eine große Rolle, auch wenn es ekelhaft ist oder man es nicht mehr riecht, wirkt es weiter. Alles ist natürlich eine Bereicherung, die durch visuelle Medien abgeschnitten wird.





02. -  04.12.  Andrés Galeano - www.andresgaleano.eu
09. -  11.12.  René Schmalz -   www.schauwerk-blackbox.ch
16. -  18.12.  Jörn Burmester und Florian Feigl - www.performerstammtisch.de

Die zehnte Ausstellung zum Jahresthema HYBRID des EINSTELLUNGSRAUM e.V.
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