Vom Klostergarten zur Rousseau-Insel sind
Gärten Gestaltungen von Haltungen, von Regeln und von
Philosophien. Findet man, Denken müsse sinnlich sein,
sind Pflanzen dazu ein schönes Symbol. Martina Ring –
sie ist ja wie gesagt auch Kunstpädagogin – findet, die
Pflanzenwelt ist genauso gut zu lesen, wie die
Bilderwelt. Botanische Gärten haben ja auch historisch
viele Gemeinsamkeiten mit der Idee des Museums und sind
ähnlich organisiert. Aber inzwischen ist zu wissen, diese Pflanzen, die wie alles Übrige vom Menschen nur als Objekte oder eben als Symbole wahrgenommen werden, sie sind möglicherweise auch mehr als nur das, mehr als passiver Schmuck. Auch wenn es noch keine präzise Vorstellung davon gibt, ob und wie Pflanzen denken, so ist zumindest klar, dass sie kommunizieren, als Einzelwesen und in der Gruppe – das dürfte Veganern dann wohl gar nicht gefallen. Es ist leicht vorstellbar, dass ein so großes Wesen wie ein Baum zwischen Krone und Wurzel Informationen austauschen muss, aber klar erwiesen ist auch, dass sich Pflanzen vor Fressfeinden warnen und dergleichen, dass sie sich im Raum orientieren, den Erdmagnetismus und die Himmelsrichtungen kennen |
Manche
Pflanzen reagieren auch allem Anschein nach auf gutes
Zureden von freundlichen Gärtnern oder gar Musik … und
manche sind eben eher rebellisch. Ohnehin werden die
Pflanzen uns überleben. Da ist das europäische Grünband,
das von Nord nach Süd in Europa die Mauern des kalten
Krieges ersetzt hat, da bleibt am Ende das Grün am
kühlen Grabe. Und es gibt den in einer für Menschen
nicht mehr tauglichen Gegend sonderbar gutgelaunten
Eindruck, den der alles überwuchernde Wald im
verstrahlten Prypiat macht, jener aus bekannten Gründen
aufgegebenen sozialistischen Musterstadt bei Chornobyl
in der heutigen Ukraine. Die heutige Ausstellung ist auch ein Beitrag zum Hamburger Architektursommer. Eine kleine Korrektur zur Feier großer Architektur. Sie erinnert in diesem Zusammenhang an die oft unterschätzte Kraft der Pflanzen und das Recht der Natur. Und sie bestärkt in dem Wunsch, Grünflächen nicht bloß als Reserve für Wohnen, Verkehr und Industrie zu verstehen. © Hajo Schiff, Mai 2019 ## |
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