der Transurane zu erweitern ? sogar Gold könnte man machen, allein es wäre vollkommen unwirtschaftlich.

Alles sehr interessant ? aber jetzt bitte den Bogen zum heutigen Thema. 

Es ist nun meines Wissens eine Entdeckung von Elke Suhr, dass manche historische graphische Darstellungen geistiger Weltordnungsmodelle aus Mystik und Alchemie in erstaunlichen Masse Nicolaus August Ottos  Zeichnungen des Automotors ähneln.

In der Tat ist ja schon die Auf-und-Ab-Bewegung des Kolbens, der zu einem scheinbaren Perpetuum mobile wird durch den von oben hinzugefügten göttlichen Zündfunken, ein verblüffendes Symbol.

Aber anders als bei der himmelsstürmenden Rakete, wird im Ottomotor immer wieder neuer Brennstoff hinzugefügt und der Vorgang wiederholt sich. Zudem ist der Vorgang im Automotor letztlich auf die genau entgegengesetzte Dimension gerichtet: Die Auf-und-Ab-Bewegung dient im Ergebnis der Vor-und-zurück-Bewegung, also die vertikal gewonnene Energie wird in horizontale Bewegung umgesetzt. Im metallenen Mantel wird eine Flüssigkeit zu flüchtigem Gas sagen wir hier einmal nicht verbrannt, sondern "veredelt" und ermöglicht einem damit bestückten Gefährt die Flucht nach vorne. Nicht der Himmel ist das Ziel dieses "Vergeistigungsprozesses", sondern der Horizont. 
Das Heil liegt nicht über den Wolken, sondern hinter den Bergen. Die Nutzbarmachung der religiösen Energie eines Aufstrebens zum Höheren in die praktische Energie des Eroberung des Weiteren könnte als eine wichtigere Säkularisierung verstanden werden als die Aufklärung selbst: Endlich streben die Menschen nicht mehr zu Gott, sondern bewegen sich aufeinander zu. Sie bewegen sich nicht mehr in der Suche nach Erkenntnis, sondern erkennen sich in der Bewegung.

Doch so ist es leider nicht. Denn diese Bewegung ist in vielem Selbstzweck geworden. Da ein lateinisches Wort zum neuen Sem geworden ist, lädt es zu Wortspielerein geradezu ein: Die Referenz gegenüber dem Auto ist autoreferentiell geworden. Und dieser Kult hat einen neuen religiösen Ort. Es ist nicht mehr die gotische Kathedrale, dafür aber die noch viel aufwendiger zu bauende, viel teurere Autobahn.

Was für einen Sinn hat nun das Verfolgen dieser, für manche sicher etwas überdrehten Gedanken? Wir müssen zugeben, dass die Autokultur heute einen Umfang angenommen hat, der in allen Details zwar rationalen Zwecken zu folgen scheint, in Wirklichkeit aber längst ins Symbolisch-Metaphysische gewachsen ist. AUTO-MOTION = Selbstbewegung im Sinne von Fortbewegung hat längst den Klang von AUTO-EMOTION = Selbstbewegtsein im Sinne von Selbsterregung angenommen. Das ist im übrigen weniger eine These als der normale Alltag der Werbung für Kraftfahrzeuge. In der Wolfsburger Autostadt 

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