Der Einstellungsraum mit seinem Jahresthema "Ottomotor" greift mit der Auseinandersetzung zwischen Technik und Kunst und der aktuellen Veranstaltung "Stoffwechsel" ein brisantes Thema auf
Stoff und Stoffwechsel existieren nicht nur als naturwissenschaftliche, sondern auch als zentrale ureigenste Probleme der Kunst seit der Antike. Nach Plotin entsteht Kunst erst in der Bewältigung des Stoffes durch die Idee, den geistigen Transformationsprozess.

UWE OCHSLER liefert mit seiner Arbeit ein Beispiel zum "Stoffwechsel" in der Kunst.  Schon der Titel der Arbeit "STOFFWECHSELSTOFF' - ein Wortspiel - deutet ironisierend den Transformationsprozess an.  Wir können uns heute selbst an Ort und Stelle überzeugen, dass in den sechs Wochen seit der Eröffnung eine Reihe von Stoffwechselprozessen auf verschiedenen Ebenen stattgefunden haben - von der Erde zur Pflanze, in der Pflanze, von der Pflanze zum Menschen, im Menschen selbst- und das augenscheinliche Veränderungen eingetreten sind.  Die fast neunzig kleinen Tontöpfe mit Keimlingen der Rauminstallation, die ursprünglich minimalistisch wie eine Blumentapete wirkten, haben sich zu malerischen Objekten entwickelt.  Die unterschiedlichen Kräuter sind gewachsen und blühen in ihren individuellen Formen.  Sie zeigen sich nun als ein lebendiges, jeweils einmaliges Kunstobjekt auf ihren Konsolen.  Die Natur hat nun tatsächlich Besitz von dem ehemaligen Blumengeschäft ergriffen.  In um so größerem Kontrast stehen die üppigen Pflanzen jetzt zu den von den Besuchern zugeteilten Texttafeln aus dem Automobilbereich, die auch heute wieder von Ihnen verändert werden können.  Auch die Teilnehmer der Eröffnung haben durch das letzte Essen, einen Einverleibungsvorgang, einen Stoffwechsel mit Verbrennungsvorgang und die Umwandlung in einen Energieschub - in welche Richtung auch immer- erlebt.  Damit ist diese Arbeit aber jedoch nicht beendet, sondern nach dem heutigen Essen können Sie gegen eine Schutzgebühr ein Objekt mit Konsole und Texttafel erstehen und die Arbeit verlagert sich aus dem zentralen Ausstellungsraum an verschiedene Orte, für die Sie nun die Verantwortung für den weiteren Verlauf des Transformationsprozesses übemehmen.

Der Begriff ,Stoff' kam erst im 17. Jahrhundert auf Umwegen in den deutschen Sprachgebrauch und fand als Synonym für das lateinische materia, zu deutsch Materie, Material, Rohstoff, Werkstoff Verwendung.  In der Kunstgeschichte belegt die Arbeit von Monika Wagner über "Das Material in der Kunst. Eine andere Geschichte der Moderne" 3,, dass

3  Wagner, Monika: Das Material der Kunst.  Eine andere Geschichte der Modeme.  München 2002.  Vgl. auch Wagner, Monika und Rübel, Dietmar: Material in Kunst und Alltag.Hamburger Forschungen zur Kunstgeschichte I, Berlin 2002, S. VII ff.


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