STOFFWECHSELSTOFF - FINISSAGE

Podiumsgespräch 17. 06. 2004

Einleitungstext: Sigrid Puntigam

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ich freue mich, Sie, die Gäste und die Referenten, die ich gleich noch vorstellen werde, im Rahmen des "Viertaktmotorprojektes" des Einstellungsraumes anlässlich der Finissage der "Stoffwechselstoff"- Ausstellung Uwe Ochslers und der Halbzeit des Jahresprogrammes zu einer Diskussion zum Thema "Stoffwechsel" begrüßen zu dürfen.

"Ihre Zeit hat auch die Rose.  Wer wird, wenn sie erblüht, um sie herumspringen und rufen: He ! Dies ist nichts als Pottasche und einige andere Stoffe", kritisiert Gottfried Kellers Romanheld der Grüne Heinrich seinen Professor der Naturwissenschaft.

Mit diesem Zitat beginnt der Literaturwissenschaftler Gerhard Kaiser(l) seinen Beitrag zur aktuellen, kontroversen Debatte zur Willensfreiheit in der Gehirnforschung, wie sie von Wolf Singer, Gerhard Roth und anderen Neurobiologen vertreten wird und seit Monaten die Feuilletons beschäftigt.  In dieser Diskussion manifestiert sich ein auffallend dominantes, reduktionistisches naturwissenschaftliches Denken, das sich über die Geisteswissenschaften erhebt.

Auf der anderen Seite stehen Kulturtheoretiker, Künstler und Geisteswissenschaftler mit ihren Denksystemen.  Sie vertreten ähnliche Positionen wie der Philosoph Herbert Schnädelbach(2), der formuliert, dass"... es unsinnig ist, die Person mit ihrem Gehirn zu verwechseln-, ... dass die Person keine Instanz ist, die als homunculus irgendwo im Kopf sitzt, sondern eine Disposition; das Gehirn ist keine Disposition, sondem das Medium, in dem diese Disposition realisiert ist."

Diese Debatte belegt klar, dass der Diskurs zwischen Naturwissenschaften, Technik und Kunst gerade in der momentanen Umwälzungsphase nötig ist und nur eine Ergänzung der beiden Denksysteme ein ganzes Weltbild ergibt.  So fordert z. B. auch Bernhard von Mutius mit seinem Buch "Die andere Intelligenz" u.a. den Dialog zwischen Naturwissenschaften, Technik und dem Kreativpotential der Kunst.