von Mitochondrien verwendet. Nur von der Luft durchströmt, von Vegetation und Erde umgeben, entwickeln diese riesigen Skulpturen, gefertigt aus Holz oder Eisen, in der freien Landschaft eine beeindruckende Symbolkraft. Aber auch die kleinen Formate, bisweilen mit Getreide, dann wieder mit Zucker gefüllt und durch Wachs abgedeckt sind Metaphern natürlicher Energie, konzentrierter Dynamik und potentiellen Transfers. Formal zurückgeführt auf eine reduzierte, schlichte Bildsprache, entfalten die Objekte zunächst eine kontemplative Wirkung. Dann schiebt sich nach und nach die überwältigende Größe der Natur in das Bewusstsein und schließlich entstehen differenzierte Reflektionen über Prozesse in Kunst und Gesellschaft.

Pflanzen gewinnen ihre Energie durch Assimilation oder Photosynthese. Die Orte der Photosynthese, die energetischen Zentren pflanzlicher Organismen, finden sich in den Chloroplasten. Diese kommen in fast allen Zellen vor, die dem Licht ausgesetzt sind. Ein sehr anschauliches Beispiel dafür geben der weiße, unterirdisch und der grüne, oberirdisch geerntete Spross des Spargels ab. Photosynthese heißt, Umbau von Sonnenergie in chemische Energie. Ihre Weiterverwendung findet im Aufbau komplexer organischer Moleküle aus relativ einfachen anorganischen Ionen statt. Die Nährstoffe der Pflanzen sind Luftgase, Wasser und Bodensalze. Kohlendioxyd, Wasser und Energie werden überwiegend in Kohlehydrate, aber auch in Fette und Proteine umgesetzt. Der hohe Anteil an Fruchtzucker in manchem Stück Obst, der Fettgehalt von Nüssen und Avocado oder das Sojaeiweiß sind hinlänglich bekannt.

Verschiedene Lebensvorgänge erfordern spezifische Energie- und Stoffwechsel vor allem bei den tierischen Lebewesen. Der Baustoffwechsel, Basisfunktion für Wachstum, Entwicklung, Reproduktion und Selbsterhaltung ist in erster Linie Umwandlung von Nährstoffen in körpereigene Substanz. Aus Speicherprodukten oder aus Nährstoffen wird beim Betriebsstoffwechsel Energie für Arbeitsleistung oder Wärme erzeugt. Bedarf und Verbrauch können von verschiedenen Faktoren abhängig sein. Körperoberfläche, Temperatur, Sauerstoffumsatz, Nahrungsangebot, Bewegung, Winterschlaf, Kälte- und Trockenstarre oder Puppenruhe können diese beeinflussen. Spezifische Teilvorgänge des Energiestoffwechsels sind Ernährung, Stofftransport im Körper, Atmung, innerer Stoffumsatz, Excretion, Wärme, Steuerung von Organfunktionen, Funktionen der Sinnesorgane oder die Reizleitung.
Alle Energie, die den Organismen zufließt, stammt letztendlich aus der Sonne. Die Kohlendioxyd-Assimilation der pflanzlichen, autotrophen Lebewesen ist Umsetzung von Sonnenenergie in chemische Energie. Tierische, heterotrophe Organismen wiederum nutzen Pflanzen und andere Tiere als externe Energiequelle. Abbau- und Zerfallsprodukte gehen erneut in den Stoffkreislauf ein.

Die ungeheuren pflanzlichen Energiepotenziale, die brennbaren Kohlenstoffe, die im Laufe der Erdgeschichte erzeugt wurden, waren eine entscheidende Grundlage der Industriegesellschaft des 18. und 19. Jahrhunderts. Ohne die fortgesetzte Ausbeutung dieser natürlichen Ressourcen wäre der Stand heutiger Technologieentwicklung vollkommen undenkbar. Die intensive Nutzung der Erdölreservoire hat darüber hinaus letztendlich auch
die Optionen eröffnet heute in der modernen Medien- und Kommunikationsgesellschaft mit all ihrer Ambivalenz von innovativer Zukunftsperspektive und vielfältiger globaler Problematik anzukommen. Energie und Stoffwechsel sind Kraft und Antrieb für dynamische Prozesse. Ebenso sind künstlerische Entwicklungen Abläufe hoher geistiger Transformationen und ständigen Umbaus von Gedanken, Werten, Normen und Sichtweisen. Künstler bilden aus Bruchstücken und Zerfallsprodukten unserer alltäglichen Lebenssituation stets neue energiereiche Potenziale. Diese wiederum können zu intelligenter Auseinandersetzung und Leistung provozieren und herausfordern.

Ein Protagonist derartig kreativer Strategien war Joseph Beuys, eines seiner prominentesten Objekte, die Honigpumpe aus Elektromotoren, Stahl, Kupfer, Fett, Plexiglas und Honig. Während der 6. documenta in Kassel 1977, etablierte er sie und seine "Freie internationale Hochschule für Kreativität und interdisziplinäre Forschung e. V." für 100 Tage im Fridericianum. Wut und Empörung, Staunen und Verwunderung, Begeisterung und Zustimmung haben gleichermaßen den offenen Diskurs begleitet. Potentielle natürliche und technische Energie setzten damals, auf eine künstlerische Ebene transferiert, Denkprozesse frei, die in der Kunstgeschichte richtungsweisend wurden.


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