und
Sozialschutz im Überlebenszusammenhang sogar notwendig!
Mit der Idee eines "Shared Space" (ein Besucher: "...
oder die Kunst nicht gelyncht zu werden ... ") wird der
Versuch unternommen, das nur scheinbar autonome
Individuum in seinen gesellschaftlichen Verwicklungen
durch den gemeinsam zu nutzenden Raum zu schützen - und
dies durch die soziale, moralische und psychologische
Fähigkeit der Akteure, aus vernünftiger Einsicht den
umkämpften Lebensraum gerecht zu teilen. Diese
berechtigte Utopie ist im Wesenskern der Lebenserfahrung
jedoch nichts anderes als verordneter Wahnsinn mit
utopischem Hoffnungsschimmer für Leichtgläubige,
Verblen- dete und an die Realität der bürgerlichen
Demokratie Glaubende. Nur wer in der Lage ist, sich
evolutionsgeschichtlich an die Genese der Skepsis als
einem im kapitalistischen Konkurrenz- kampf entstandenem
Bewusstsein zum Schutz des Lebens und Überlebens zu
erinnern, wird eine Fähigkeit entwickeln, "mit ihrem
{seinem}Wissen um die Bedingtheit der Wahrheit durchs
psychologische Individuum"* die Inadäquatheit von
Material und Begriff, Vorstellung a priori und
Wirklichkeit a posteriori, in ein schützendes
Gleichgewicht zu bringen: Einschwingen und Aus-
schwingen, als auch kunst- und kulturgeschichtliches
Denkbild zur Analyse psychischer Energien des Lebens und
der Kunst seit Aby Warburg, werden den Takt des
Schlagens, Schlegelns und Pendelns auch vom
etymologischen Begriff her als Motor und
Motivationshilfe angeben müssen. Der Takt macht die
Musik - und damit sind wir unmittelbar in der
Protektionsinstallation der Künstlerin und klugen
Denkerin, Llaura I. Sünner. Stabilität und Labilität Die Kunst des Denkens, Handelns und Gestaltens von Llaura besteht in der Fähigkeit sowohl sinnliche, als auch poetische, satirische, humorvolle und dennoch melancholische bis todernste Objekte, Skulpturen und Installationen zu erfinden und zu |
ealisieren. Dabei
werden in einem Wahrnehmungsakt zwischen sprachlicher
und sinnlicher Erkenntnis innerhalb einer Dialektik von
Begriff und Material, Wort und Bild die Materialien,
Begriffs- aneignungen und daraus entstehenden
Vereinigungen, zu einer synthetischen Vorstellung
umgeschmolzen: Alchemismus. Gegen den genormten Sinn
werden das Weiche gegen das Harte, das Labile gegen das
Stabile umgedreht und verquert. Im ästhetischen
Vor-Schein ergibt sich so ein ironischer oder
satirischer Realis- mus und Surrealismus (G.F.Gerlach);
im reflektierten Sein bringt die Künstlerin damit
philosophisch sowohl das Thema der ge- scheiterten
Utopien, als auch die Frage nach Sinn, Zweck und
Wesenskern einer Sache, d.h. eines "empfindenden Dings"
(S. Tretjakov), zu Sprache und visueller Gestalt. In
diesem gestalteri- schen Ein- und Ausschwingen, also
zwischen allen Stühlen pen- deln und schlegeln - wo nach
Walter Benjamin Wahrheit nur zu verorten sei - brennt
stetig die schwer auszuhaltende Flamme der
Tragikkommödie. Diese künstlerische Methode schwebt wie ein Damoklesschwert über unserem Denken und unseren Sinnen, und weiß sich als Strategie künstlerischer Praxis (vgl.: GFG, Kunstforum, Band 76, 1984) in hervorragender künstlerischer Gesellschaft von Marcel Duchamp, Claes Oldenburg, Sylvie Reno, Bogomir Ecker und Michael Dörner. Das hier ausschlagende und ausschlegelnde Pendel ist also auch ganz wörtlich genommen ein in ornamentaler Verzierung erscheinendes Ur-Schlagwerkzeug, das uns Takt mit Synkope, soziales Teilen und radikales Zerschneiden, als gleichzeitig friedliches und kriegerisches Instrument zum Schutz gegen den verordneten Wahnsinn anbietet. "Tod den Reformen, Tod den Kleinstideen" verkündet die Künstlerin, denn "Wir gehören einer Zeit an, deren Cultur in Gefahr ist, an den Mitteln der Cultur zu Grunde zu gehen", schrieb Friedrich Nietzsche in "Menschliches, Allzumenschliches" im Jahre 1878 (MA I 520; KGW IV/2, S.336). Es ist die verkehrte Welt der Tränen die das vielfache Missbehagen an den Ansprüchen der vermeintlich höheren Kultur des Menschen in die Verkehrtheit der Natur führt |
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Max Horkheimer: Vertrauen auf Geschichte, GS 4, 12-18,
27-35, 42,67 |
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