Meschkin
Ottmar v. Poschinger und Llaura I.Sünner, 10.- 22.10.13 
EINSTELLUNGSRAUM e.V.
Einführungsrede Elke Suhr



Liebe Llaura, lieber Ottmar, geehrte Gäste,

heute ist es meine Aufgabe, die mir von  Llaura und Ottmar gestellt wurde, Sie nicht nur hier in unserem EINSTELLUNGSRAUM zur Vermittlung von Projekten zwischen Autofahrern und Fußgängern sehr herzlich zu begrüßen, sondern außerdem noch einige Informationen zu den Exponaten an Sie weiterzuleiten.
Dem will ich gern zu entsprechen versuchen, obwohl es mir nicht leicht fällt, die Laudatio gleichsam auf unsere Arbeit hier, welche Llaura im Pressetext formulierte, selber zu kolportieren.
Ich bedanke mich jedenfalls im Namen des Vorstandes dafür ganz herzlich und gebe die Ehrung an Llaura und Ottmar zurück, die beide seit 12 Jahren die Arbeit hier als Vereinsmitglieder, Vorständler, Rechnungsprüfer, Layouter, Dokufotografen usw. intensivst gefördert und unterstützt haben. Insofern ist es mir ein Bedürfnis, dafür beiden in coram publico freundlichst zu applaudieren.


Nun zur Ausstellung:
Llaura I.Sünner und Ottmar v. Poschinger zeigen hier diesen Läufer Meschkin, der der Ausstellung ihren Namen gab, und mit den Motiven aller bisher bei uns publizierten Einladungskarten besetzt ist, dazu eine Fotoarbeit und eine Installation im Souterrain.
Gemeinsam ist den drei Arbeiten, dass sie unser Jahresthema SCHNEISE jeweils als Schnitt durch die Zeit auffassen. Sie unterscheiden sich durch den jeweiligen Fokus der Realisation.
Dazu im Folgenden einige Anmerkungen.

Die SCHNEISE durch den Forst dient als Bestandsschutz, die SCHNEISE durch Trümmerhaufen, wie wir im Sommer diesen Jahres im Gedenken an Gomorrha 1943 herausfanden, ist nach gleichsam absolutem Stillstand eine Bahnung für den überlebenswichtigen Bewegungsdrang.
Einige Ausstellungen unseres Programms 2013 fassten die SCHNEISE z.B. auf als Schnitt durch bekannte Muster, der neue Sichtweisen möglich macht, wie Erdmute Prautzsch und Charly Wüllner es hier inszenierten oder als geplanten Eingriff in die
Stadt, wie Diego Castro in der Auseinandersetzung mit der EastartGallery in Berlin hier vorführte.
Meschkin nun, der Läufer, auf dem ich hier stehe, ist sichtbar ein Strecken-abschnitt. 8,50 m lang belegt er eine Strecke von der autodominierten Straße in den für Fußgänger reservierten Betrachtungsinnenraum. Meschkin als Boden einer Zeitschneise gedacht, ruft auch seine Ränder ins Bewußtsein, nämlich die vielen angrenzenden Läden rechts und links, ja den Rest des Stadtteils, wie Llaura und Ottmar im Pressetext formulierten. Gemeint sind die vielen Kleinunternehmungen, die hier im Stadtteil einem bunten Gemisch von Nationalitäten eine Existenzsicherung anbieten, vorwiegend jedoch fern von Kunst oder Ästhetik.
Meschkin fasst wie in einem filmischen Zeitraffer alle Namen und Ausstel-lungstitel zusammen, die in den vergangenen 12 ½  Jahren hier ansetzten, ein Bewußtsein dafür zu schaffen, was Mensch da draußen auf der Straße veranstaltet. Man erfährt hier keine Einzelheiten, sondern bekommt Erinnerungsimpulse durch den Flor leicht unscharf wie halbe Erinnerungs-stücke weich unter die Fußsohlen gelegt, die dann im Bewußtsein weiterzu-wirken haben. Es werden sozusagen Standpunkte benannt, mit denen man sich als Betrachter identifizieren kann oder nicht, die beim Gespräch zum Nachfragen anregend Impulse geben können, wenn man darauf steht, bzw. bereit ist, sich die Information aneignend darauf zu einzu-gehen.

Meschkin, diese Bodenarbeit zum Begehen, hat ihren Namen entliehen. Meschkin erinnert, schlägt eine SCHNEISE - oder ist es mehr eine Bresche - in die zeiträumliche sog. Realität, durch die man sich die Arbeit räumlich weit entfernter Teppichknüpferinnen aus dem Iran in die Vorstellung rufen kann.
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