Das Licht wird Erinnerung
Eine Ausstellung im  EINSTELLUNGSRAUM e.V. zum Thema SCHEIN
Jeoneun Lee 19.07.-10.08.07
Einführung: Stephan Weißflog

Der Betrachter betritt einen Raum, der vom natürlichen Licht der Außenwelt durch lichtdichte schwarze Folie abgetrennt wurde, von dem Licht, das uns die natürlichen Erscheinungen sichtbar macht.
Diese Verdunkelung  wurde von der Künstlerin Lee, Jeong-Eun vorgenommen, um eine Konzentration auf das Licht, das Erinnerung geworden ist, zu ermöglichen - so der Titel und das Thema der hier zu sehenden Installation: "Das Licht wird Erinnerung". Die Videobilder, die den Raum erleuchten, sind aus der Vergangenheit in unsere Gegenwart hinübergerettetes Licht, Licht, das Erinnerung geworden ist, digital gespeichert, zunächst auf Magnetband und jetzt auf CD, um jetzt uns ein vergangenes Licht wiederzugeben, das wiederum in unseren Gehirnen zu Erinnerung werden kann.

Licht ist der Teil der elektromagnetischen Strahlung, der dank unserer Lichtsinnesorgane, - sprich unserer Augen - von uns wahrgenommen werden kann. Eine überlebensnotwendige Fähigkeit. Dass Licht Erinnerung wird, ist für uns ebenfalls überlebensnotwendig. Erinnerung ist letztlich das einzig notwendige und ausreichende Kriterium für die Identität einer Person. Der Titel weist also auf etwas hin, was unmittelbar unsere Existenz und unser Wesen betrifft.
Man sagt: 'Das Auge ist das Fenster zur Seele' - ganz banal könnte man auf das Haus übertragen sagen: 'Die Fenster sind die Augen des Hauses'. Wenn man auf einer Straße, wie z.B. auf der Wandsbeker Chaussee entlanggeht, könnte man meinen, Tausende Augen blicken auf diese Straße - blicken auf einen selbst. Ganz besonders nachts könnte man sich das einbilden, wenn die dunklen Backsteinfassaden mit den schwarzen Schatten und dem schwarzen Himmel ineinanderfließen, schauen Tausende leuchtender Augen auf einen. Dieser Stadtteil hier, aber vielleicht noch mehr der Stadtteil Hamm, wo die 1969 in Seoul in Südkorea geborene Künstlerin Lee, Jeong-Eun nun schon seit einigen Jahren lebt, ist geprägt durch breite, zugige Einfallstraßen und abweisend, monotone Häuserfassaden, mit schwarzen Fensterlöchern (wie augenlose - also seelenlose Augenhöhlen) - weiß umrahmt in Backsteinmauern.

Dieser Eindruck spielte vielleicht eine Rolle bei der Konzeption dieser Ausstellung: Im hinteren Raumbereich wurde eine Fensterattrappe installiert, die aus einem Keilrahmen gefertigt wurde, der ja normalerweise zum Bespannen mit Leinwänden verwandt wird - hier aber mit durchscheinendem Pergamentpapier bespannt wurde und von hinten per Beamer mit "Leben" gefüllt wird - es sind Videoaufnahmen aus Seoul, abwechselnd Blicke aus Fenstern heraus und Blicke in Fenster hinein. Nach außen blicken wir z.B. auf ein Gebiet unterhalb eines Hochstraßengewirrs, wir sehen in einen Wald

next

back                                                                  home