das virtuelle Auge durch die Animation eines Gartens. Es wird eine Wirkung erzielt, als flöge das Radiergummi durch diesen Garten.
Der Ist-Zustand ist gekennzeichnet durch einen der profansten Gegenstände, die man sich heute vorstellen kann: den Monitor, fester Bestandteil nahezu aller moderner Lebensbereiche. Das Vehikel der eskapistischen Phantasie: Ein ebenfalls reichlich gewöhnlicher Alltagsgegenstand - ein Radiergummi, Instrument der Auslöschung, das erlaubt, ein beschriebenes Blatt Papier wieder zu einem leeren zu machen.
Doch der Fluchtort, der sich jenseits der Oberfläche des Bildschirms befindet, ist nicht einmal ein realer Garten, er ist nur eine schlechte Imitation dessen, die mit einem Instrument geschaffen worden ist, das für die meisten Menschen mit der Sphäre der Arbeit assoziiert ist: dem Computer, einem Gerät zur Kontrolle und Steuerung.
Eine wirkliche Flucht oder Transition findet also nicht statt. Statt dessen wird eine Illusion, ein Surrogat geschaffen, zusammengestellt aus vertrauten Dingen, die uns fest im Ist-Zustand verankern.

Überwindet der Mensch das Verharren im Ist-Zustand schließlich doch, betritt er aber nur in seltensten Fällen einen wahrhaftig liminalen Erlebnisbereich. Davor bewahren ihn die oben geschilderten Ängste. Und diese Ängste sind es, die ihn nicht nur in der Arbeitswelt zu einer Resource degradieren, die es auszubeuten gilt, sondern auch in seiner Freizeit.

Denn seine Angst vor dem Fremden und der Selbstverantwortlichkeit wird in der Regel in einem von der Urlaubsindustrie nach den Gesetzen der Arbeit struktu-rierten und künstlich geschaffenen Umfeld aufgefangen, das er nur zu gerne in Anspruch nimmt, denn es erlöst ihn von seiner Neophobie und dem horror vacui.
Eine Konstellation, die der des Radiergummis vor dem virtuellen Garten erschreckend gleicht.

Anstatt sich also in ein Areal der Wirklichkeit zu begeben, in der er tatsächliche Erlebnisse und Erfahrungen machen könnte, flüchtet er in das Umfeld vorproduzierter „All-inclusive“-Erlebnisstrukturen von Aquadomes, Clubhotels, Themenparks, organisierten Busreisen oder Kreuzfahrtschiffen.
Vertraute Dinge, wiedererkennbare Stereotypen und Symbole, die stellvertretend für die eskapistische Wunschvorstellung stehen, werden dort so miteinander kombiniert, daß eine Illusion des Fremden oder Exotischen entsteht, die dem Urlauber aber vertraut und kontrollierbar scheint und ihm eine scheinbare Befriedigung seiner eigentlichen eskapistischen Phantasien vorgaukelt.

Von der anderen Seite betrachtet wird er selbst innerhalb dieser Strukturen als Konsument und Ressource kontrollierbar gemacht.

Hier kommt noch ein anderer Aspekt ins Spiel: In unserer Gesellschaft, die vor allem durch den Kapitalismus protestantischer Prägung geformt ist, werden auch Freizeit und Spiel in erster Linie in einem auf die Arbeit fokussierten Kontext begriffen: das wirklich „ludische“, also das freie Spiel, das Experiment, wird verteufelt, das „ergische“ Spiel hingegen, also das Spiel mit Arbeitscharakter, bzw. die Freizeitbeschäftigung, die vor allem dazu dient, die Arbeitseffizienz des Menschen wieder herzustellen, wird geadelt.

Diese unter den genannten Gesichtspunkten gestalteten, künstlichen und oft hermetischen Erlebnisumfelder, also die Clubhotels, Wellness-Resorts, Center- parks etc., sind mit ihrer spezifischen Ästhetik nach eigenen Aussagen Launers in seine Arbeiten dieser Ausstellung eingeflossen.

Auf den Zeichnungen werden in Form schlichter Grafiken, die an technische Zeich-nungen erinnern, die wiederum den Aspekt des Kontrollierbaren implizieren, uns vertraute Dinge zu Ensembles zusammengestellt, die den Eindruck von Interieurs oder Landschaften erwecken, in denen sich etwas ereignen könnte. Statt auf das Fremde stoßen wir höchstens auf das subtil Befremdende. Die Interieurs und Landschaften selbst sind statisch, als warteten sie darauf, betreten zu werden.


Den Aspekt des Liminoiden greift vor allem die Grafik einer Drehtür auf, wie man sie vor allem aus Hotels oder Flughäfen kennt. Ihre spiegelnden Oberflächen deuten darauf hin, daß es eine Tür aus Glas ist, dennoch sehen wir nicht, was sich jenseits von ihr befindet. Das einzige, was wir wissen, ist, daß - wenn wir ihrem Drehmoment folgen - sie uns wieder dorthin führen wird, wo wir uns jetzt bereits befinden.
Wie bereits bei dem Objekt aus Monitor und Radiergummi wird die Illusion eines Übergangs erzeugt. Tatsächlich aber ist es ein Verharren auf der Schwelle, ein Verharren in einem hermetischen Umfeld ohne Graustufen oder Unschärfen, das nur ein Spiel in exakt vorgeschriebenem Rahmen duldet.

Und schließlich haben in Gestalt einer zentralen Installation die Schnittstelle zwischen der Welt der Arbeit und der Welt der vorproduzierten Erlebnisstrukturen vor uns: den Tresen, der bewußt die Ästhetik des Reisebüros oder des Flughafenschalters aufgreift.
Das ist der Ort, an dem der Mensch mittels einer Inszenierung der Symbole seiner

Die 02. Ausstellung im Jahresprogramm Park&Ride des EINSTELLUNGSRAUM e.V.
Vernissage
Gefördert von der Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg und Bezirk Wandsbek 
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