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EINSTELLUNGSRAUM e.V.
KUNST IM STRASSENVERKEHR
Verein zur Vermittlung von Projekten
zwischen Autofahrern u. Fußgängern
www.einstellungsraum.de

Hamburg, Juli 2014


Der EINSTELLUNGSRAUM e.V. ist eine Initiative von Künstlerinnen und Künstlern, die es sich zum Ziel gesetzt haben, eine interessierte Öffentlichkeit über die Kunst und Kultur der Gegenwart zu informieren. Im Besonderen widmet sich der Verein dem Thema der Automobilität und sucht deren Phänomene mit den Methoden der Kunst zu ergründen.
2004 war der Viertaktmotor in der Version seines Erfinders Nikolaus August Otto das Jahresthema. Das Jahresprojekt 2005 thematisierte den Begriff des Paradieses in Relation zum Automobil, 2006 das STEUERN UND LENKEN in Relation zu persönlichen und sachlichen Ressourcen im morphogenetischen Feld, 2007 ging es um den SCHEIN, 2008 um das BREMSEN, 2009 Shared Space, 2010 HYBRID, 2011 Autos fahren keine Treppen, 2012 schalten&walten, 2013 SCHNEISEN, 2014 Park&Ride.
Der EINSTELLUNGSRAUM e.V. möchte 2015 seine Arbeit fortsetzen, indem er wieder alle Ausstellungen und Aktionen unter ein Thema stellt.
Es sind mehrere Ausstellungen bzw. Aktionen geplant, ergänzt durch eine Theorie-Tagung bzw. Performances

Konzept 2015: "...wo Geräusch auf der Gassen ist, da gehe fürbass." Mathias Claudius (1740-1815)

„Den Lärm machen immer die anderen“. So dachte man offensichtlich schon 1799, als Mathias Claudius, der Dichter und Redakteur des Wandsbeker Boten, die o.a. Zeile formulierte. Er schrieb diesen Satz als eine von mehreren Lebensregeln in einem Brief an seinen Sohn Johannes.
Woher konnte im 18.Jhdt. das Geräusch der Gasse stammen? Von lärmender, also emotionalisierten Menschenmenge, vielleicht von Pferdekutschen, die Wagen mit von eisernen Riemen ummantelten Rädern über das Kopfsteinpflaster rasseln ließen?
 

Später - zu Zeiten der Industrialisierung – begrüßten Futurismus bzw. Dynamismus den Maschinenlärm als neue Schönheit (Marinetti). Heute im Getöse der Großstädte kommt mancher der  Empfehlung von Claudius an seinen Sohn gern nach, indem er/sie die Ohren einfach verstöpselt. http://dgk.de/gesundheit/umwelt-gesundheit/informationen/laerm/grossstadtlaerm-macht-krank-jeder-fuenfte-klagt-ueber-kopfschmerzen.html
Diese wechselnde Haltung zum heftigen Geräusch wirft Fragen auf.
Warum solche Geräusche meiden? Stille wird doch von einigen Menschen geradezu als unheimlich und insofern beängstigend erlebt. Warum sonst dröhnen  Bässe aus vorbeifahrenden Autos?

Die Qualität teurer heutiger Karossen zeichnen sich jedoch gerade dadurch aus, dass sie exquisite, sanfte Laute beim Türenschließen vorweisen, die das dichte Schließen des hochwertigen Produktes, die zuverlässige dezente Trennung von innen und außen zu garantieren scheinen. Die gedimmten Innenräume der fahrbaren Zellen / Auto genannt/ versprechen, mit Blech, Glas und Polstern, den Lärm, den diese Zelle beim Fahren erzeugt, vom Ohr des jeweiligen Fahrers fernzuhalten.

Arthur Schopenhauer (1788 -1860) formulierte  in seiner Schrift: Die Welt als Wille und Vorstellung, Band 2, Kapitel 46:“ ...Und dieser Welt, diesem Tummelplatz gequälter und geängstigter Wesen, welche nur dadurch bestehn, daß eines das andere verzehrt, wo daher jedes reißende Thier das lebendige Grab tausend anderer und seine Selbsterhaltung eine Kette von Martertoden ist, wo sodann mit der Erkenntniß die Fähigkeit Schmerz zu empfinden wächst, welche daher im Menschen ihren höchsten Grad erreicht und einen um so höheren, je intelligenter er ist, – dieser Welt hat man das System des Optimismus anpassen und sie uns als die beste unter den möglichen andemonstriren wollen. Die Absurdität ist schreiend.-“

Meister Eckhart (1260 – 1328) hatte früher gepredigt: „...Alle Kreaturen nun haben kein Sein, denn ihr Sein hängt an der Gegenwart Gottes.“ (Meister Eckharts mystische Schriften. Berlin 1903, S. 43-48. Predigt 4)
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