Der innere Ton und der aeussere Laerm: Birgit Jensen
Birgit Jensen EINSTELLUNGSRAUM, 10.07.2015

Birgit Jensen
Kunst am Bau im Fraunhofer-Institut für Sicherheitstechnologie in IT-basierten Systemen, Darmstadt 2014


              Birgit Jensen
             Birgit Jensen
„Synästhetischer Raumkörper“ Leuchtkasten, 220 x 135 x 135 cm

Im Hof des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie SIT in Darmstadt steht ein vielfarbiges und leuchtendes Objekt aus Glas und Metall. Auf jeder der vier Seiten des „Synästhetischen Raumkörpers“ sind 45 Farbfelder zu sehen.


Die Auswahl der Farben geht auf Joseph von Fraunhofers Forschung zurück. Fraunhofer (1787 – 1826) zerlegte das Sonnenlicht durch ein Prisma in Spektralfarben und beobachtete dabei dunkle Linien, die er systematisch vermaß und dokumentierte. In der Astrophysik spielt auch heute noch die Spektralanalyse - und somit die Fraunhofer ́schen Linien - eine wichtige Rolle, vor allem um die Zusammensetzung, Distanz und die Laufbahn von Sternen zu untersuchen.
Das Kunstobjekt im SIT hat insgesamt 81 verschieden farbige rechteckige Flächen. In den Farbbereichen, wo Fraunhofer die dunklen Streifen entdeckte, sind die Flächen schwarz. Es spiegelt sich in den Fensterscheiben, die den Hof umgeben. Bei Sonnenlicht erstrahlt es in seiner leuchtenden Vielfarbigkeit. Es ist deutlich von der Rheinstraße aus durch den gläsernen Eingangsbereich hindurch sichtbar.
Wenn der Himmel sich bewölkt oder die Dämmerung eintritt, erkennt man, dass die Farbfelder in rhythmischer Folge aufleuchten. Sie sind mit einzeln ansteuerbaren LED-Modulen ausgestattet.

                       Birgit Jensen
Der Beleuchtungsablauf erfolgt nach einer ganz bestimmten Ordnung. Der Rhythmus und die Verteilung des Lichts auf den einzelnen Farbfeldern lässt eine musikalische Komposition erahnen. Doch die Musik ist nur sichtbar, aber nicht hörbar.
Die Lichtkomposition basiert auf einem ca. 8-minütiges Klavierstück des zeitgenössischen Komponisten und Pianisten Wilhelm Geveler. Die Noten und Tonwerte wurden in Farbe und Licht übersetzt. Die Zuordnung der Töne zu den einzelnen Farben sind aus den Ton/Licht-Kompositionen von Alexander Skrjabin (1871 - 1915) abgeleitet. Skrjabin war Synästhetiker. Synästhesie bezeichnet die Verknüpfung mehrerer Sinnesbereiche im Wahrnehmungssystem. Nur wenige Menschen sind genuine Synästhetiker. Bei ihnen sind es oft auditive Reize, die gleichzeitig zu visuellen Wahrnehmungen führen (Ton-Farbe- Synästhesie oder „Farbenhören“).
Der „Synästhetische Raumkörper“ kombiniert die verschiedenen künstlerischen Medien Musik und Bildende Kunst miteinander. Der Schlüssel für die Nachvollziehbarkeit der Komposition ist alleine die Vorstellungskraft. Das Kunstwerk thematisiert die Komplexität, die entsteht, wenn verschiedene Systeme miteinander gekoppelt werden. Damit nimmt es Bezug auf die hochentwickelte Informationstechnologie, die die Grundlage für die Forschung im SIT ist.
Eine Videosequenz siehe: http://www.birgitjensen.de/sit-darmstadt.html

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