verbraucht wird,
also lediglich als persönliche Erfahrung oder Erinnerung
vorhanden. Anhand von Koordinaten sind sie
lokalisierbar, und manche Orte haben sogar eine Adresse.
Durch diese Eigenschaft unterscheiden sie sich
grundlegend von Gehäusen, die wenngleich zerstörbar,
doch über eine gewisse Zeitspanne Form und
Gegenwart behalten. Dennoch werden Gebäude aus
wirtschaftlichen Gründen als Immobilien bezeichnet.
Obwohl sie verschleißen oder einstürzen und
gegebenenfalls auch versetzt, abgetragen oder abgerissen
werden können, unter- scheidet man sie begrifflich von
anderen Dingen wie Gebrauchs- gegenständen und Waren,
die leichter zirkulieren können. Jedes Gebäude ist
prinzipiell transportabel, selbst wenn es wie das
altägyptische Abu Simbel, welches ursprünglich aus dem
gewachsenen Fels herausgesägt, nun an einer anderen
Stelle über dem steigenden Pegel des Assuanstaudamms
wieder aufgebaut wurde. Dieses ist das vielleicht
eklatanteste Beispiel dafür, dass massive Gebäude
Eigenschaften mit Gegenständen teilen, die reproduzier-
bar und transportabel sind.
Viele Erdbeben offenbaren außerdem Baumängel, die im Zusammenhang mit den - danach - vergebenen Aufträgen für den Wiederaufbau verdeutlichen, dass korrupte Bauunternehmer Gebäude als temporäre Installationen betrachten, die um so profitabler sind, je häufiger sie repariert und wieder aufgebaut werden müssen. 2. SchauebeneAuf der Schauebene arbeiten sowohl Eckstein als auch Schröder vornehmlich mit Pappe und Papier. Bildet Eckstein die räumliche Ebene seiner Installationen unmittelbar durch Gefäße wie z.B. Kartonquader, PET-Flaschen und Lichtschläuche, so setzt Schröder auf Projektionen, die dem immateriellen Charakter von Schlafplätzen entsprechen, die nahezu spurlos verlassen worden sind. Zum einen sind es Satellitenaufnahmen, die Jahre später eine mehr oder |
weniger scharfe
Momentaufnahme der ehemals für einige Stunden eingenom-
menen Orte liefern, zum anderen ist es ein Foto, das
einen Schlafsack an einem Strand aus schwarzem Sand
vulkanischen Ursprungs zeigt. Zeitweilige
Zivilisationsspuren wie Flaschen, Kunststofftüten und
Kleidungsstücke geben ei- ne minimale Einrichtung zu
erkennen, die Korrespondenz zu den Installationen von
Eckstein aufweist.
Kartons, die Obdachlose benutzen, um sich für eine oder mehrere Nächte einen minimalen Sicht- und Wetterschutz zu verschaffen, fallen zwar massenhaft bei intensivem Warenumschlag ab, doch lässt man sie aus den kommerziell genutzten Innenstädten so unauffällig wie möglich wieder verschwinden. Daher sind die daraus behelfsmäßig gebauten Unterkünfte von Obdachlosen permanent gefährdet. Sie müssen tagsüber zusammengefaltet versteckt werden, damit nicht am folgenden Tag Energie mit der Suche nach neuen Kartons und ihrem Transport verschwendet werden muss. Kartons bilden also wie Schlafsäcke ein minimales Merkmal für den potentiellen Gebrauch des öffentlichen Raums als temporären Schlafplatz. Ihre Präsenz wird wie die Lagerung der entsorgten Kartons ggf. eine Zeit lang geduldet, wenn sie für die Öffentlichkeit unsichtbar bleibt, ist jedoch aus unterschiedlichen Gründen unerwünscht. Dasselbe gilt für die informellen öffent- lichen Arbeitsplätze verschiedener künstlerischer Berufe wie dieje- nigen von Sprayern, Pflastermalern, Straßendarstellern oder Musi- kern, die traditionell den öffentlichen Raum gemeinsam nutzen. 3. Recherche ZWISCHEN STATIK UND DYNAMIK Im EINSTELLUNGSRAUM werden Ausstellungsstücke durch das jeweilige Jahresthema zum Reden gebracht. In diesem Jahr ist es shared space, und es sollen die jeweiligen Schnittmengen zwischen diesem Thema und dem in den ausgestellten Werken inhärenten Wissen, den Erfahrungen und Ambitionen herausgearbeitet werden |
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mehr Bilder der
Installation |
Vernissage |
Diese Ausstellung ist die 03.
im Jahresprojekt shared space
2009 des EINSTELLUNGSRAUM
e.V. |
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Gefördert von der Behörde für Kultur, Sport und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg und Bezirksamt Wandsbek | |
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