Alles im Fluss? Eine Reflektion |
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von Johannes Lothar Schröder Während die fossilen Mineralölvorräte überall zur Neige gehen, wird unter dem Königssee
eine Erdölblase nachgewiesen. Sollte diese Nachricht in naher Zukunft
die Bundesrepublik rocken, stellte sich die Frage, wie lange die
Bayrische Staatsregierung dem Druck von - sagen wir mal - Bavaria
Petrol (BP) standhalten könnte, den Rohstoff auszubeuten. Auch in 20
Jahren wollen bayrische Minister und Ministerpräsidenten von München
nach Ingolstadt und Nürnberg flitzen, und Agrotreibstoff kann fossilen
Kraftstoff nicht vollständig ersetzen. Man würde also nach Argumenten
suchend darauf kommen, dass ja die Bootshäuser, die jetzt schon in
Sankt Bartholomä stehen, auch technische Bauwerke sind. Die Ingenieure
versichern außerdem, das Problem
der Verschmutzung im Griff zu haben. Sie betonen, dass man die Vorgaben
des Landschaftsschutzes einhalten könne, weil man das Vorkommen von
Norden schräg anbohre. Auf diese Weise wird es im Urlaubsgebiet nicht
so aussehen, wie in den 1970er Jahren in Oklahoma City, wo Bohrtürme
auf dem Rasen vor dem State Capitol standen. Weiß gestrichene
Maschinenhäuschen im Stil von Wohnhäusern verliehen den Bohrtürmen den
Anschein einer Vorstadtidylle. Dieses Bild repräsentiert Oklahoma in
einem Weltatlas, dessen Redaktion die Priorität von Profit mit
folgender Bildunterschrift milde ironisch geißelt:
„Ästhetische Nachteile werden durch substanzielle Einnahmen aus Ölquellen ausgeglichen, die hier die Sicht auf das Capitol behindern.“1 |
I. Die Havarie der Deep Water Horizon Offiziere und Manager
werden dafür bezahlt, dass sie alles im Griff haben. Mindestens sollten
sie in der Lage sein, den Anschein dessen zu erwecken, und wenn
trotzdem etwas passiert, müssen sie sich angesichts des
Unvorhergesehenen entrüstet geben - aber nicht zu sehr und erst, wenn
es nicht mehr zu leugnen ist. Nach diesem Muster beruhigte auch der
Sprecher der US-Küstenwache, Konteradmiral Mary Landry, die Menschen
nach der Havarie der Ölplattform am 20. April 20102. Bis zum 23. April
verkündete man, dass kein Öl austrete. Ab dem folgenden Tag korrigierte
man die ins Meer gelangende Rohölmenge täglich nach oben: am 24. April
waren es noch 150 t, am 28. April schon 780 t und am 30. April
schätzten Experten 4000 t pro Tag. Am 4. Mai räumten Manager von BP
sogar die Möglichkeit ein, dass täglich 9000t Rohöl ausströmen könnten.
Sichtbare Auswirkungen versuchte man durch verschiedene Maßnahmen zu begrenzen: 1.Der massive Einsatz von Chemikalien sollte das Öl als
Emulsion im Wasser halten; denn die Auswirkungen an Land können leicht wahrgenommen und dokumentiert werden. 2.Nach drei Wochen hatte man endlich einen Plan. Durch
„Top Hat“ sollte das ausströmende Öl
am 12. Mai aufgefangen werden. Dazu hatte man einen Metallzylinder
gebaut und auf die abgesägte Förderleitung gesetzt, wobei jener jedoch
vereiste.
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1 Hammond Contemporary World Atlas, Garden City (N.Y.) 1972, p. 223 2 Die Angaben basieren im Wesentlichen auf der Zusammenstellung auf folgender web-site: http://www.biosphaere.info/biosphaere/index.php?artnr=000424 (am 10.09.2010) | Dokufoto |
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