BREMS_SPUREN

1.Dem Rad der Geschichte in die Speichen greifen

Als erste Ausstellung im Jahreszyklus „BREMSEN“ wird das Bild SPUREN von Ahmet Dilek gezeigt. Es trägt den Untertitel: „Frieden im Land. Frieden auf der Welt.“, der von einem Ausspruch Kemal Atatürks, dem Gründer der modernen Türkei, abgeleitet ist.

Einleitend möchte ich einige Worte zum Thema BREMSEN vorwegschicken, damit klar wird, weshalb diese Ausstellung mit dem Jahresthema des EINSTELLUNGSRAUM zu tun hat. In den Gesprächen, die hier zur Vorbereitung der Ausstellungen geführt worden sind, stand nach ersten Erwägungen der technischen Seite des Bremsens die Frage im Raum: Gibt es überhaupt Bilder des Bremsens in der Kunstgeschichte? Dazu kann ich vorläufig anmerken, dass es Darstellungen von Fahrzeugen in der Kunst schon in der Antike gab, in denen Götter und Feldherren fuhren. Später sind auch Cäsaren als Triumphatoren in Wagen mit ihrer Kriegsbeute vorbeiziehend abgebildet worden (Z.B.:Triumph Cäsars, ein Bilderzyklus von Andrea Mantegna im englischen Hampton Court).

Die Künstler der Antike stellten Götter dar, die sich lässig und machtbewusst in Wagen räkeln, weil sie Planeten und Sterne repräsentierten, die auf ewig ihre Bahnen ziehen. Dass diese Bahnbewegungen am Himmel, die bei den

Wandelsternen auch Kehrtwendungen sowie Kurven
und Ellipsen umfassen, als Wagenfahrt vorgestellt wurden, lässt sich wohl auch heute noch gut nachvollziehen. Bremsen jedoch sucht man an diesen Gefährten, die kosmische Zeitläufe darstellten, aber vergeblich.

Das in der Kulturgeschichte maßgebliche Bild des Bremsens entsteht aus einem anderen, wenngleich ebenfalls mit dem Sternenglauben verbundenen, Zusammenhang. Überliefert ist die mittelalterliche Darstellung der Fortuna, der römischen Schicksalsgöttin, die am Glücksrad drehend die Unbeständigkeit im Wandel der Zeiten verkörpert. Mal sitzen die Menschen auf dem Zenit des Rades, mal stürzen sie von der sich neigenden Seite nach unten oder sie lassen sich an der anderen Seite hängend nach oben ziehen. (drei Illustrationen unter: http://www.unifr.ch/spgn/marsch/Vorl 02.ppt) Diese Vorstellung von der Geschichte als Kreislauf besagt, dass Aufstieg und Absturz nicht persönlich verantwortet werden, sondern durch Fortunas Drehung am Glücksrad zustande kommen. Das Glücksrad verlieh also einer schicksalhaften Unterwerfung des Menschen Ausdruck, bis man die Wechselfälle der Geschichte zu sortieren begann.

Auf Darstellungen des Manierismus sind die Menschen, die in der Runde versammelt sind, allegorisch ausgeschmückt, so dass sich Personifikationen des Reichtums, des Hochmuts, des Neids, des Krieges, der Armut, der Demut und des Friedens erkennen lassen, die aufeinander 
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