Handlung gerichteten Erkenntnis im Verhältnis zu einem möglichen Subjekt zu betrachten, denn der redliche Mann, wie er ihn sich vorstellt, ist ein Kämpfer, der am liebsten nackt streitet. Auch die Masken und Rollen - Verschwiegenheit, Verstellung und Vorstellung - sind nur Instrumente der Macht. Von einem ,ich aber bin es' zu einem ,je suis un autre' liegt eine hauchzart-güldene Folie künstlerischer Technikbeherrschung als Mittel, Medium - nicht Selbstzweck.

Und Technik ist mit dem frischen Max ein Kniff, die Welt so einzurichten, dass wir sie nicht erleben müssen'. Was für eine tief empfundene Sicht auf das Leben: ,Aufatmen, die Verzweiflung wechseln. Das Auto fährt allein'! Und sie reisen und kreisen in Kreisen: in Reisekreisen.
Vertikale Kreisel, teleskopische Kegel: Wahrnehmungen der Veränderungen in der Längsneigung. Richtungskreiseln. Korrektursignale zu Quer und Seit und Hoch: der Auto(r)pilot als Operateur im unsichtbar Sicht- und Sinnbaren und -lich(t)en. Es gibt keine Gespenster in Bildern - nur Geist, der zwischen schmerzendem 'ICHundWELT' und rauschhaft-euphorischem Erfahren von 'der ganze Wahnsinn auch ohne mich und Ich' oszilierend, ein zu bergender und entbergender ist. Gottfried Benn spricht friedlich aus der Höhe heilenden Geiste(rn)s:

,Tauchen musst du können, musst du lernen,
einmal ist es Glück und einmal Schmach,
gib nicht auf, du darfst dich nicht entfernen,
wenn der Stunde es an Licht gebrach. ' "
 
Aus diesem kurzen ,Dazwischen', nämlich inter-esse, also dem ,Dazwischen' sage ich also dem Zeichen/Bezeichneten einen letzten Rest von selbssteuerndem Trieb mit gestalterischer Selbsttätigkeit zu. Ganz so, wie es vielleicht dieser Tage in einer fröhlich humorvollen Entgrenzung von Kapital und Spiel, von Fieber und Wahn für das Spiel mit dem Fußball erlebbar ist. Noch einmal König Fußball:
Sein Geburtsjahr wird ja allgemein mit 1863 angegeben. Doch schon Shakespeare warnte vor der Brutalität des Spiels: ,Fortrollen soll ich. Bin ich denn ein Ball, den man mit Füßen tritt
und vorwärts stößt, hin und rück und nach Lust schlägt
mich ein jeder? Soll das noch lange Zeit währen, so näht mich erst in Leder.' ***
Und ungeachtet der Verletzungsgefahr meinte ein uns allen bekannter 1759 geborener Regimentsmedicus - wir würden heute Mannschaftsarzt sagen - ;

,Wort gehalten wird in jenen Räumen
jenem schönen gläubigen Gefühl.

Wage du zu irren und zu träumen.
Hoher Sinn geht oft mit kindschem Spiel.'


Und in diesem Zusammenhang wird bei Platon u.a. der Begriff der "Heiligen Scheu" eingeführt.

Diese Spielform also, antik zwischen Agon und Illings, ist die in Bewegung und Prozessualität des wechselseitigen Kampfes sich bedingender Temperamente und Kräfte von apollinisch und dionysisch im Sinne Nietzsches.
Kraft, Gedächtnis und Einfallsreichtum, also Agon, gegen oder in Rivalität zu Rotation und Fallbewegung, die in sich selbst einen organischen Zustand der Verwirrung und des außer sich Geratens - extasis - erreichen sollen mit dem Ziel, zu einem reflektierenden Selbst in dem Begreifen und Verstehen notwendiger und sozialer Abhängigkeiten zu gelangen. Also wie im Spiel.

Soziale Kompetenz des Steuerns wird so über die Dialektik der Entsteuerung zu einer künstlerischen und philosophischen Haltung und  - hoffentlich - immer wieder auch zu einer Handlung.
Und hier müsste eigentlich ein Plaidoyer der operativen Kunst im Sinne Sergej Tretjakovs folgen, aber davor möchte ich Euch bewahren.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.
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* Gunnar F. Gerlach:
   Aufatmen - die Verzweiflung wechseln
   12 Künstler in der Anstalt
   Hrsg. Uwe Schloen
   Huck - Finn - Verlag Amsterdam, Hamburg 2005

***W. Shakespeare: Komödie der Irrungen, 2.Akt, 1. Szene, Dromio.

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