ungebrochenes animistisches Denken.
Hinweisen möchte ich auch noch auf eine Gruppe von
4 Zeichnungen, die in gemeinsamer Arbeit von Irmgard Gottschlich mit Harald Finke entstanden.  Maschinenphantasien werden dargestellt: Das geliebte Auto wird anthropomorphisiert und ironisiert.

Die einen wollen unbedingt auf den Mars, Harald Finke hingegen tritt in den Dialog mit den Pflanzen.
"Künstler - Forscher - Eremit", lautete der Titel einer früheren Hamburger Ausstellung, der auf Harald Finke zutrifft, welcher diesen um den Begriff des Sozialarbeiters noch erweitern würde und dieses konzeptuelle Ergebnis in der hier präsentierten Installation zeigt:
Vor uns an der Wand sehen wir zwei Bildschirme, davor auf einem Sockel eine über Elektroden angeschlossene Pflanze, deren Impulse mittels eines Programmes über den Rechner - in graphische Strukturen umgesetzt - auf einen der beiden Monitore übertragen werden. - Die sogenannte "Pflanzenschrift" entsteht am Bildschirm.  Auf dem anderen Monitor erscheint die Parallelzeichnung Harald Finkes, der ihren Impulsen nachahmend folgt und in einen Dialog mit ihr tritt.  Oder wie in den hier gezeigten Beispielen eine Gegenzeichnung vornimmt, indem er die Daimler Ideenskizzen zeichnet und dem scheinbar automatisch verlaufenden Zeichenprozess der Pflanzenschrift die Künstlerzeichnung gegenüberstellt.

Harald Finke stellt den kreativen Schöpfungsprozess von Forscher und Künstler in einer Alchemisten-Labor Situation dar.  Dabei steht der hohe technische Einsatz nicht im Gegensatz zum Medium der  Zeichnung.  Die technische Ebene der Arbeit hat mehr Verweischarakter als wissenschaftlich empirischen Ergebnischarakter
Mt seinen Arbeiten unternimmt er den Versuch, den Anthropozentrismus zu sprengen mit Ziel eine artenübergreifende Kommunikation und hier speziell in einen Dialog mit der Pflanzenwelt aufzunehmen.
Bei seinen künstlerischen Experimenten geht es ihm um das Verhältnis von Kunst - Natur - Mensch.  Sein Interesse gilt geheimen, fremden Welten, andere Wesenheiten der Natur.  Er formuliert Fragen, schreibt Briefe an Pflanzen, Tiere und Steine, tritt eine Reise ins Unbekannte an.  Fasziniert von Goethes Studien zur Urpflanze will er die Phänomene unserer Umwelt ergründen, will sich auf Urerinnerungen und Urinforma- tionen besinnen.  Mit Neugier und Offenheit für das Andere nimmt er auf, reagiert, hat den Willen zum Dialog mit der Pflanzenwelt als eigenständigen Lebewesen, will Grenzen aufheben und als Künstler nicht autistisch und monologisch, sondern dialogisch agieren.
Die Sehnsucht nach einer Ganzheit im Einklang mit der Natur und eine Erinnerung an verloren gegangenes Wissen sowie verdrängte Welten wird vom DaimlerKreis in dieser Ausstellung wachgerufen und formuliert, gleichsam an das kulturelle Gedächtnis appelliert.  Kosmogonien aber lassen sich heute nicht mehr herstellen und eine naturphilosophische Betrachtung des Seins wie sie in der klassischen Elementenlehre bis ins 18.  Jahrhundert existierte, wurden längst von den empirischen Wissenschaften verdrängt.  Um so dringlicher aber wird angesichts der Naturzerstörung und der Beraubung unserer Lebensgrundlagen -Wasser, Luft und Erde, Feuer in Form des Atoms - die Erinnerung und Besinnung auf eine neue unserem Stand der Wissenschaft und Technik angepasste Elemetenlehre, wie sie zum Beispiel die Philosophen Gernot und Hartmut Böhme fordern und sich auch der DaimlerKreis in der Auseinandersetzung mit Wissenschaft und Kunst in dieser Ausstellung zur Aufgabe gemacht hat.

Ich hoffe, Sie haben beim Betrachten der Arbeiten ebenfalls viele Geistesblitze, zündende Funken, es geht Ihnen ein Licht auf und sie können wie Archimedes ausrufen: "Heureka - Ich hab' s gefunden".  Ich danke Ihnen fürs Zuhören. 

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