DaimlerKreis

Ausstellungseröffnung Harald Finke, Irmgard Gottschlich, Llaura l.Sünner, Elke Suhr
Redetext: Sigrid Puntigam
02. 12. 2004


Liebe Gäste,

Ich freue mich, Sie am Ende des Jahresprojektes "Viertaktmotot" im Einstellungsraum zur abschließen-
den Ausstellung "DaimlerKreis" begrüßen zu dürfen.

"DaimlerKreis" lautet nicht nur der Ausstellungstitel, gleichzeitig verbirgt sich dahinter der gesamte Vorstand des Einstellungsraumes: Harald Finke, Irmgard Gottschlich, Llaura I. Sünner und Elke Suhr.  
Der DaimlerKreis kriselte und kreiste so lange bis aus den Kreislern nämlicher Arbeitskreis entstand, dessen Ergebnisse die gleichnamige Ausstellung präsentiert.
Ein Jahr lang haben sich Künstlerinnen und Künstler der Auseinandersetzung zwischen Technik und Kunst am Thema "Viertaktmotor" gestellt.  Der von Nicolaus Otto 1864 erfundene mit Gas betriebene stationäre atmos- phärische Flugkolbenmotor, weiterentwickelt heute als Ottomotor bezeichnet - auch in Ihrem Fahrzeugschein steht noch immer Ottomotor - wurde unter Gottlieb Daimler und Carl F. Benz zum mobilen Benzinmotor, und 1886 in der ersten Benzinkutsche präsentiert.  Die bisherigen Ausstellungen zeigten unterschiedliche künstlerische Standpunkte zu den vier Takten - Ansaugen / Verdichten / Zünden-Arbeiten / Ausstoßen.  Ein energetischer Stoffwechselprozeß findet durch die Explosion und Verbrennung des Benzin-Luft-Gemischs im Motor statt.  Diese katastrophische Energie des Feuers wird jedoch beim Motor mit prometheischen Kräften der Erfinder gebändigt, unter Kontrolle gebracht und der Menschheit in Form des Automobils dienstbar gemacht.
Der DaimlerKreis will nun abschließend noch einmal den Blick auf Ursprung und Entstehung des gesamten Viertaktmotors lenken.

Ausgangspunkt und Materialgrundlage bildet die Be- schäftigung mit ausgewählten, teilweise unveröffenlich- ten Zeichnungen Gottlieb Daimlers, die Maschinenteile zeigen, die dieser in sieben brusttaschengroßen, sehr persönlichen Tagebücher aus der Zeit von 1881 bis 1899 festhielt.  Elke Suhr, die treibende energische Kraft des Projektes, sah sie 2002 bei einem Besuch des DaimlerChrysler Konzemarchivs in Stuttgart / Unter- türckheim im Original ein, brachte sie voller Begeis- terung mit und stellte sie als Arbeitsgrundlage zur Disposition.  Die Einladungskarte zeigt solch ein Originalblatt Gottlieb Daimlers aus dem 6. Tagebuch von 1897.  Zu sehen ist zwischen der Sütterlinschrift eine Bleistiftskizze.  Sie zeigt den Versuch oder die gedankliche Beschäftigung Daimlers, sich mit der bestmöglichen Anordnung der 4 Zylinder des Motors auseinanderzusetzen.  Die rote Schrift der Einladungs- karte mit dem Titel aber sprengt das Blatt und weist schon darauf hin, dass die Ausstellung in ihrer Intention weit darüber hinaus geht.

Hatten Sie heute schon einen Geistesblitz, einen zündenden Funken oder eine Idee? Bei dem Techniker und Erfinder Daimler fanden diese den ersten Niederschlag in den Ideenskizzen seiner Notizbücher, die ja noch keine Konstruktionszeichnungen sind, sondern den ersten geistigen Entwurf im Kopf des Entdeckers offenbarten, ehe sie sich schließlich in einem langen suchenden Forschungsprozeß als wissenschaftliche Erkenntnis im Motor materialisierten.
Derselbe schöpferische Prozeß ähnelt dem des Künstlers und findet auf der künstlerischen Seite seine
Entsprechung im Begriff des Disegno.  Schon Vasari hatte das geistige Bild im Kopf als Basis jeder künstlerischen Tätigkeit gesehen und die Zeichnung als anschauliche Gestaltung und Darlegung jenes Bildes,

das man im Sinn hat.

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