| widerständiger Handlungen, von denen jede
einzelne zunächst gleichwertig erscheint, bis eine
Einzelhandlung schließlich rückblickend als historisch
bedeutsamer Tipping-Point markiert wird. Die Öffentlichkeit und Geschichtsschreibung, die beide markante Meme brauchen, konstruieren die herausragende Einzeltat erst im Nachhinein, wenn der Wandel zu einer größeren, beobachtbaren Form gefunden hat. Erst dann, so glauben wir, wissen wir, wie es gewesen ist. „When we will know, we will know.“ Diese widerständige Körperlichkeit finden wir in Lara Vlaskas Katzen aus Papiermaché wieder, die den Einstellungsraum bevölkern. Kaum ein Geschöpf, dessen körperliche Geschmeidigkeit wir so bewundern, kaum ein Geschöpf, das eigensinniger und individueller ist, als die Katze, die sich nahezu jeder regulierenden Struktur unbelehrbar widersetzt. Und dieser Verweis auf das Körperliche, dessen individuelle Bedürfnisse von keiner übergeordneten, emergenten Struktur aufgefangen und befriedigt werden können, der individuelle, körperliche, animalische Eigensinn, dessen innere Logik von keinem Raster gebrochen werden kann, findet wiederum im Raum selbst eine Entsprechung, in den tänzerisch geschwungenen Podesten des ehemaligen Blumenladens, die aus dem Raster ausscheren, es modifizieren und dem Ausstellungsraum, in einer Landschaft aus white cubes, ein einmaliges, individuelles Gepräge geben, das Lara Vlaska explizit herausarbeitet - eine Systemstörung im Raster. Auch auf ihren Zeichnungen, die im Keller des Einstellungsraums zu sehen sind, können wir das Spannungsfeld zwischen einer übergeordneten, |
emergenten Struktur und der individuellen
Entität wieder erkennen. Zahllose einzelne und
gleichberechtigte Zeichenereignisse verdichten sich,
summieren sich, schlagen durch kleine Fluktuationen
unvermittelt um in große emergente Bewegungen und Formen.
Dabei sind die Übergänge so fließend, daß die Grenzen
zwischen den untergeordneten Strängen und Bündeln und den
zentralen großen Formen kaum zu bestimmen sind. Der einzelne Strich folgt der großen Form ebenso, wie er sie durch eine individuelle Systemstörungen überhaupt erst hervorbringt und trägt. Und so können wir aus dem Werkkomplex „When we will know we will know“ von Lara Vlaska auch herauslesen, daß sich die gesellschaftlich relevanten Auseinandersetzungen in jedem individuellen Körper ereignen, nicht nur in den Geistern weniger Auserwählter. Denn auch symbolisch gewordene Figuren wie Greta Thunberg oder Rosa Parks sind keine übergroßen Pioniere und Auslöser von gesellschaftlichen Veränderungen, sondern ebenso bedeutsam wie jedes andere Individuum, das seine Homöstase durch bestimmte emergente Prozesse bedroht sieht und widerständig handelt. Sie sind lediglich die Individuen am Tipping-Point gewesen, deren system-störende Haltung von anderen Individuen der kritisch gewordenen Masse weitergetragen wird, und die bereit und imstande waren, die ihnen nachträglich zugewiesene Bedeutung als Symbolfiguren im Dienste einer gesellschaftsverändernden Bewegung anzunehmen, einer Bewegung, die in dem individuellen Empfinden und Fühlen Vieler ihren Ursprung hat. © Dr. Thomas J. Piesbergen / VG Wort, Juni 2019 |
| Präsentation |
Vernissage |
| Die 05.
Ausstellung zum Jahresprogramm Regeln regeln.
Regeln regeln! 2019 des EINSTELLUNGSRAUM
e.V. |
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