Dokufoto 
Bronzefigur eines Mädchens beim Wettlauf, wahrscheinlich aus der Gegend von Sparta. Höhe: 11,4 cm. Britisches Museum London,  ca. 520-500 v.Chr.



Zeitungsbild

 SZ, 21.08.2006, PANORAMA,
stiletto-run, Berlin
Stoppelläufe und Stöckelschuhe von Mädchen
Vortrag Nora Sdun, Hamburg
15.12.2006

Stöckel und Stoppel haben etymologisch keinen engen Zusammenhang. Einen Schuh mit einem Stöckel versehen bedeutet, ihm ein Holzblöckchen unterzuschieben, mit dem man sonst die Straße pflastert. Im bildlichen Gebrauch heißt: einem etwas stöckeln, einem heimlich etwas anrathen, ihm heimliche Nachricht geben, wozu gleichbedeutende Wendungen gehören wie: einem etwas unter den Fuß geben, jemandem etwas stecken (eine Nachricht), also unter die Sohle pappen, einen Standpunkt geben.
Und Stoppeln sind Stoppeln, ob als Bart oder als abgeerntetes Feld.


Dass es mit der Etymologie nicht sogleich klappt, soll mich aber nicht hindern, zu beginnen.

Betrachtet man die diversen Möglichkeiten, sich zum Affen zu machen, kann man - Matriarchat hin oder her - folgende Faustregel entwickeln: Frauen haben, verglichen mit Männern, eine sehr viel größere Bandbreite in Formen der vereinzelten oder versammelten Äußerung von irgendetwas Dringlichem, also Methoden, sich zu geben, dazu gehört auch, sich zum Affen zu machen. Männer spielen hingegen immer nur eine Rolle,nämlich - James Bond. Egal ob sie sich in Fußballstadien als Teil des Publikums, oder als Stürmer aufhalten, und das gilt auch für ihr Verhalten in der Oper.
Das Gehubere heterosexueller Männer ist sich in jedem Fall sehr, sehr ähnlich.


Da man sich seit einiger Zeit tatsächlich in patriarchalen Zusammenhängen bewegt, kann man nun sagen, gut, offenbar haben die Männer sich das praktisch ausgedacht. Sie stehen sozusagen nicht unter Innovationsdruck mit ihrem James-Bond-Modell, da sie die Macht haben, dieses als einzig cooles Modell zu behaupten. Die wirklich sonderbaren Dinge veranstalten stets Frauen und meistens für Männer, selbst wenn sie es nicht für Männer tun, haben sie als Frauen eine Aufgabe, von der sich Männer rühmen, sie ihnen auch zugewiesen zu haben, allerdings übernehmen die Frauen das auch augenscheinlich ohne eine Zuweisung: sie sind zuständig für allgemeine Fruchtbarkeit. Das ist bei Männern bekanntlich nicht so einleuchtend zu erkennen. Die größere Bandbreite in den Verhaltensmustern von Frauen ist ein Erbe patriarchalen Zwangs, welches sich allerdings hervorragend gegen die ritterlichen Bezwinger einsetzen lässt.

Wenn man sich nun vorsichtig dem Bereich der Kult- und Opferhandlungen nähert, gelangt man sehr bald an psychisch extreme und physisch schmerzhafte bis tödliche Konstellationen. Opferhandlungen sind berechnend, sie werden immer
dann gebracht, wenn man den Eindruck hat, man könnte sich damit irgendeinen Schutz, manchmal sogar eine Garantie für das Gelingen einer Unternehmung verschaffen. Wer eine Seereise unternehmen will, wird kaum die Götter der Musik anrufen, sondern eben die Meergötter (bei den Göttern gibt es nicht umsonst dezidierte Zuständigkeiten). Diesen Zusammenhang kann man auch an den Reisebegleitern ersehen, die Elke Suhr hier versammelt hat.
Was macht man also, wenn man den Ertrag seiner Ernte optimieren will? Ganz einfach, man bringt ein Opfer an den Boden auf dem das Gemüse wächst. Man will gnädige Umstände erzwingen und behauptet, dafür bräuchte die Erde ein Opfer, am besten natürlich immer ein Blutopfer. Blut ist immer toll. Im Theater ist Kunstblut die Flüssigkeit, die man kanisterweise vorrätig hat. Blut transportiert, sobald man es sehen kann, Bedrohliches und Verletzliches zugleich, wenn man zu lange blutet, stirbt man schließlich, was auch passiert, wenn man lange atmet; aber das ist zu gewöhnlich. Blutopfer sind wie andere Opfer auch ziemlich bescheuert, denn ein unmittelbarer Effekt konnte bisher nicht festgestellt werden. Ein mittelbarer dafür aber immer, eben dieses Drohen und Schaudern, und darum geht es.

Ob sich große Teile der Bevölkerung des 18. und 19 Jahrhunderts so gerne zur Ader ließen und duellierten, weil sie, nun aufgeklärt, einsehen mussten, dass es mit der Wirksamkeit von Blutopfern fraglich ist, sie ihre  Anhänglichkeit an die mittelbaren Effekte des Blutes aber nicht aufgeben wollten?

Bei regelmäßig anfallenden schmerzhaften Opfern, wie z.B. den jährlichen Erntedankfesten, übernehmen das am besten die Personen, über die man Verfügungsgewalt hat, also die Frauen. Das dazu passende Denkmuster: Die Erde als das immer wieder Nährende, auf welchem/welcher die Früchte gedeihen, also klarer Fall – Frauendomäne.

Diese Konstellation von Erntedank und Frauen ist übrigens vollkommen konstruiert und entbehrt jeder offensichtlichen Anschauung. Weder lassen Frauen im Herbst ihre Blätter oder meinetwegen Haare fallen, noch bekommen sie nur im Frühjahr Kinder.
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