Einführung mit Gesprächselementen in die Ausstellung
Claus Böhmer: Auto-mobil,
16.05.2002
Ludwig Seyfarth (Tonbandprotokollabschrift)

LS: Ich spreche auch gern über Claus, ich kenne Claus schon länger und eigentlich möchte ich mit dir reden, weil ich es so toll finde, wenn es dialogisch wird.
CB:  Könnte passieren!
LS: ...weil ich von einer Bezeichnung ausgehe, wie du dich selbst bezeichnste, nämlich ein Medienforscher.
Ein Medienforscher ist ein Künstler, der sich mit Medien befasst. Unter Medienkünstler versteht man meistens heute in der Bedeutung von hightech interaktive Computer-Installation, oder Videonachbearbeitung... und von so einem Begriff von Medeinkunst her, aber Medien, wie unten im Keller, was eigentlich ein "low-tech"-Video ist....
CB: Wenn du alles richtig sagst, komme ich auch nicht zum Zuge.
(Lachen). Das musst du geschickter machen.
LS: Jetzt bist du aber noch nicht dran! (Lachen)
Alles ist ja-, alles, was ein Künstler benutzt - Medium. Das is ja eigentlich die Definition der Medien, die Marshall MacLuhan in den 60-er Jahren vorgenommen hatte, eine ideale Fassung des Menschen, also alles - Papier, Stift, alles, womit man etwas macht, ist ein Medium. Zeichnung ist genauso ein Mediu, wie es M. MacLuhan beschreibt - auch das Auto, um das es jetzt geht, ist ein Medium des Menschen.

Ja, nun gibt es ja unterschiedlcihe Weise, mit Medien umzugehen. Man kann z.B. sich auch, wie Marshall MacLuhan es formulierz, sich ganz narzistisch im Medium verhalten, man kann sich quasi selbstbespiegelungsmäßig, verliebt in die "Medien", die Apparate, mit ihnen zusammen, man merkt gar nicht mehr, was mit einem geschieht.
CB: Auto - mobil?
LS: Ja, z. B. im Auto, man wird dann selbst zum Auto und wenn man durch die Gegend fährt, merkt man nicht, was um einen herum passiert-
aber -, dieses Verständnis des Mediums ist bei Claus Böhmler nicht zu finden, sondern er ist eigentlich auch ein mit dem Medium Print arbeitender Künstler, insofern eher ein die Medien beobachtender Künstler.
CB: Ja!
LS: Das würde auch zu diesem Marchall MacLuhan passen, der nämlich sagt, dass eigentlich der Künstler der einzige Mensch sei, der Technik ungestraft begreifen kann, weil er als Fachmann die Veränderung der Sinneswahrnehmung durch solche Medientechniken bewusst beobahtet, während also andere Menschen, die werden eher unbewusst von den Medien verändert.
CB: Ich nicke heftigst.
LS: Und also hier ist also die Ausstellung, eine Medienoberflächenausstellung, in der ausschließlich beobachtet wird, wie das Medium Zeichnung Auto -
CB: Und ich habe frei!
LS: Jetzt ja!
- und wie ist denn überhaupt dieses Thema Auto angegangen worden? Es sind ja unter-schiedliche Zeichnungen. Hier ist ein Beispiel: Hier ist ein Auto, das bewegt sich irgendwie, hier sind einzelne Stationen der Bewegung - und das Problem Auto ist etwas, was sich bewegt, und eine Zeichnung bewegt sich nicht, ist also, was irritiernd vor einem steht, wo aber Bewegung in der Zeichnung ja durch die Linie und die Schrift zum Ausdruck kommt.
CB: Oder Zeichnung bewegt den Zeichner?
LS: Also der Zusammenhang zwischen Bewegung und Zeichnung, der -
Silke C: Bewegter Stift!
CB: Bitte?
Silke C: Bewegter Stift!
(Gelächter)
CB: Diese Soufleuse immer!
SC: ...(unverständlich)
CB: Ja, aber mit mir zusammen.
LS: Der Zusammenhang zwischen Bewegung und Zeichnung: Man hat also über lang oder kurz den Film, der Bewegung unmittelbar aufzeichnet und wiedergibt. Da gab es ja zahlreiche Versuche, die Bewegungsspuren von Objekten aufzuzeichnen, und dass man sagte A u f z e i c h n u n g, das wäre also Zeichnung von Marey und Maybridge im 19. Jhdt. Und diese Bewegungsspurphasenfotografie und...
CB: Das war eine Lichtzeichnung.
LS: Ja, da wurden so Glühbirnen befestigt und dann wurde auf einer Paltte die Spur dieser Bewegung als Leuchtspur, als Linie abgezeichnet.
In dem Buch Die Herrschaft der Mechanisierung schreibt der Design- und Architekturhistoriker Siegfried Giedeon, wie die Standardisierung der Bewegung zum Bestandteil des ökonomischnen Prozesses wurde,
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