Zwischen Tür und "angel"

Eröffnungsrede zur Ausstellung von Christine Carstens
29. 09. 2005 im EINSTELLUNGSRAUM  e. V. Hamburg


Sigrid Puntigam



Liebe Freunde und Gäste des Einstellungsraumes,

ich freue mich, Sie zur Ausstellung von Christine Carstens im Rahmen des Jahresprojektes 2005 des EINSTELLUNGSRAUM  Paradies und Auto begrüßen zu dürfen.  Die Künstlerin stellt Ihnen mit ihrer Rauminstallation Zwischen Tür und "angel" ihre "Autopie" zum Thema Paradies vor.

Wahrscheinlich sind Sie gerade aus dem Auto ausgestiegen und haben noch den satten Schließklang im Ohr. Schon öffnen Sie wieder eine Tür und Sie stehen zwischen Tür und "angel" und werden von der Künstlerin in einen fiktiven Autoraum eingeladen, der Sie zu einer imaginären rauschhaften Fahrt entführt.
Am Schaufenster des ehemaligen Blumenladens definiert subtil ein Türschild des Room-Service die Raumgrenze zwischen Innen und Außen.  Die Aufschrift: Bitte nicht stören in Rot ist zum Innenraum an den Besucher gewandt und fordert zur Reflexion des Ambientes auf; "bitte den "Raum aufräumen" auf grünem Grund richtet sich als Aufforderung nach außen an die Passanten, zur Straße, wo unaufhaltsam der Autoverkehr vorbeirauscht.  Ein Apfel im Aufhänger verweist auf das Thema: die Paradiesgeschichte.
Setzen Sie also laut Künstlerin den "Carpentereffekt" ein, "wonach jede Vorstellung einer Bewegung den Antrieb zur Ausführung nach sich zieht." Bei der Wandinstallation sind die Türen wie Flügel geöffnet, sie können abheben.
Denn, so im Prospekt des Autoherstellers Audi:
"am schnellsten ist der Mensch im Kopf- Mit bis zu 432 km/h flitzen unsere Gedankenströme durch unser Gehirn.  Sie sind es, die uns wirklich bewegen.  Sie ermöglichen es uns, auf die Idee zu kommen, Sprintrekorde aufzustellen, zu fremden Sternen zu reisen oder ein völlig neues Auto zu bauen.  Ob nun schnell oder langsam - Leben ist Bewegung.  Sie bestimmt alles, was wir tun und was um uns herum passiert.  Man entdeckt sie überall.  Sie bringt uns weiter als nur von A nach B - und ist meistens nicht in Stundenkilometern zu messen.  Bewegung beginnt im Kopf."
"Ein Audi, bei dem Fahrspaß genauso wichtig ist wie intelligentes Vorankommen.......... Das Ziel im Visier.  Sinnvoll unterwegs sein heißt da ankommen wo man hinwill."
"NO STOPPING ANY TIME"

Kennen Sie aber das Innenleben dieser Autotür?
Christine Carstens betreibt hier Dekonstruktion und zeigt das, was wir immer nur von Außen zur Kenntnis neh- men von Innen.  Sie gestaltet ihr Objekt aus den origina- len Innentüren des AUDI A 2. Diese in Polyester ge- pressten HanffüIlungen sind seitlich schräg zu Flügeln gestellt, in ihren Innenseiten kauern zwei Putti.  Der eine Engel sitzt nachdenklich in der Haltung von Dürers Melancholia; der andere auf der Fahrerseite rauft sich die Haare.  Sind es Genien oder Manen? Die Mitte zwi- schen den Türen nimmt eine unverarbeitete Hanfmatte, die mit bunten Glitzerkugeln besetzt ist ein.  Sie imaginiert den Boden der Traumwelt. Hanfblätter steigen wie Seifenblasen auf, die bekanntlich ja platzen.
Die Türfüllungen suggerieren Flügeltüren, man will den Träumen Flügel verleihen, die zum Abheben verführen.  Ebenfalls assoziiert man Pegasus, das geflügelte Phantasieross der Musen.  Der von der Automobil- industrie verwendete Hanf ist zum "Werkstoffkastraten" mutiert.  Man nutzt die Robustheit und Zugfestigkeit dieser vielseitigen Naturfaser.  Audi u.a. Autohersteller

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