Zum anderen lädt der Künstler Sie ein, sozusagen 'apriori', heute, in Form eines gemeinsamen 'Abendmahles', eine Gemüsesuppe sich einzuverleiben.  Geplant ist aber zudem, sich zur Finissage erneut zu einem Essen zu treffen, die Veränderungen des Stoffwechselprozesses zu diskutieren, sowie die Pflanzen mitzunehmen (Erweiterung des Kunstraumes).

Es sind unterschiedliche, ungewöhnliche Stoffe*, die ehedem dienende Funktion in dem künstlerischen Prozess besaßen, nun avancieren, sich emanzipieren und selbst zur Kunst werden, mit denen der Künstler uns konfrontiert: organische wie Pflanzen und agierende Menschen und anorganische, für die der Text aus dem Technikbereich symbolisch steht.  Die disparaten Welten von Natur und rationaler industrieller Technik, Gesellschaft treffen in skuriler Form und Konfrontation aufeinander und lassen die Dinge in neuem Licht erscheinen.  Das Problem von Zeichen und Bezeichnetem wird ebenso offensichtlich und das Verhältnis von Natur und Technik kritisch befragt.  Der organische Wachstumsprozess wird dem mechanischen Funktionieren des Motors gegenübergestellt.
Und jede Menge Stoffwechselprozesse auf verschiedenen Ebenen und Weisen finden statt: in der Pflanze selbst, als ein wachsender, sich verändemder Organismus (und die Photosynthese)- ein anderer Stoffwechsel von der Pflanze zum Menschen findet durch ihre Einverleibung beim Mahl statt; ein weiterer Stoffwechsel im Menschen selbst ist das Essen.  Die Pflanze erlebt eine Materialtransformation, indem sie nun als Nahrungsmittel verzehrt wird, der Körper dient als Transformator und durch die Stärkung wird eine profane ,Transsubstantiation'  vollzogen und hoffentlich transformierte geistige Energie für den "Stoffwechselstoff'"(Bewußtseinsveränderung) freigesetzt. Stoffwechsel wird also in der Aktion, im Handeln, im Denken, aber auch als formale, räumliche und zeitliche Veränderung durch den prozessualen Charakter der Arbeit vollzogen.

In den interaktiven prozessualen Arbeiten von Uwe Ochlsler geht es immer um Austausch, Verwandlung, Umwandlung, Veränderung und Bewegung.  Es entwickeln sich Kunsttreffen der anderen Art, spielerisch, spannend heiter, offen und fordernd.  Der Künstler gibt den Anstoß zum Verlauf der Arbeit, die sich dann erst im Zusammenspiel mit dem Publikum entwickelt.  Den Ausgang und das Ergebnis müssen wir abwarten.

Viel Vergnügen beim Stoffwechselstoff.

 (* Zum "Stoff' bzw.  Material in der Kunst der Moderne gibt es einen verdichtenden allgemeinen Exkurs und 
     interdisziplinäre Beiträge beim Podiumsgespräch in der Finissage am 17. 06. 2004)
 

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