auf eine komplexe Wirklichkeit rekurriert und zum Zweck ihrer Wiedergabe in Karten und Plänen ersonnen wurde. Mit den gegebenen Informationen können nicht bloß Vegetation, Städte, Geländeformationen und landwirtschaftliche Nutzung von Oberflächen verdeutlicht, sondern auch weitere Ebenen, z.B. der politischen Zugehörigkeit, angezeigt werden. Welche Ebenen ausgewählt und welche Gegebenheiten betont werden, ist variabel, so dass die jeweiligen Interessen von Nutzern und Auftraggebern bestimmen, welche Kodierungen für eine geografische Karte verwendet werden, wie sich Farbschichten, Schraffuren und Symbole im Einklang mit menschlichen Absichten zur Wirklichkeit verhalten. Auch wenn grundsätzlich unbekannte und fremde Aspekte ausgelassen werden, kann das Bekannte nur gelesen werden, wenn einige Konventionen beachtet werden:
1.    Zunächst muss der Maßstab klar sein. Ohne ihn wird nicht begreiflich, wie stark die Details im Verhältnis zur Realität verkleinert wiedergegeben sind. Erst dann können die Farben und Linien Auskunft über die Dimensionen einer Stadt oder den Charakter einer Landschaft geben.
2.  Durch Farben können verschiedene Höhenlagen, Vegetationsmerkmale oder landwirtschaftliche Nutzung, aber auch die politische Aufteilung von Territorien sinnfällig gemacht werden.
3.    Eingefügte Symbole zeigen je nach Maßstab auffällige Gebäude oder Bäume an. Dazu gehören auch Sehenswürdigkeiten wie Burgen, Türme, Windmühlen, Schlösser, Industrieanlagen oder öffentliche Gebäude sowie Landschaftsformationen wie Klippen, Felsen, Sand oder Geröll, deren Symbole je nach kartografischem Stil durch Schraffuren größere Plastizität vermitteln.
4.   Beschriftungen teilen schließlich die Namen von Orten, Ländern, Landschaften, Bergen und Flüssen sowie von hervorgehobenen Details mit.
IV. Karten als Netze/Verkehrsnetze
Die Möglichkeit der räumlichen Verschiebung von Versatzstücken, die wir Collage nennen, wird von Moldenhauer auch mittels kartografischer Darstellung von Städten eingesetzt, die in einer Wandarbeit im Ausstellungsraum des Kellers miteinander vernetzt sind,
wobei die Ausschnitte so zusammengefügt werden, dass tatsächlich ein physisches Netz gebildet wird. Um diese Gegebenheiten herzustellen, verwendete Moldenhauer Straßenkarten, aus denen sie alle Flächen mit Gebäuden, Parks oder Straßen dritter Ordnung entfernte, so dass nur Autobahnen und Hauptverkehrsstraßen stehen blieben. Auf diese Weise fügte sie einen Reigen aus ca. 12 Städten zusammen, indem sie 'Kurzschlüsse' zwischen den jeweiligen Hauptverkehrsstraßen herstellte. Diese Zerstückelung der Stadtplaene und das Verfahren der Zusammenlegung vertiefen das oben (vgl. Kap. III.) über die Fugen Gesagte, weil jeweils analoge Prinzipien greifen, wenn auch - wie in diesem Falle - die 'Kanäle' zwischen verschiedenen 'Inseln' durch die Straßenverbindungen überbrückt werden. Bemerkenswert war, dass sich durch Erfahrungen mit Straßenkarten manchen Ausstellungsbesuchern die kartografischen Ansichten der Städte so eingeprägt hatten, dass sie allein aufgrund der Verkehrswegemuster - ohne Siedlungsflächen und Wasserstraßen - erkannt wurden. Das alleinige Augenmerk auf die Organisation der Straßen suggeriert aber auch ein verzerrtes Bild vom Flächenverbrauch durch Straßen, der durch die Hervorhebung auf Straßenkarten einfach nicht dem wirklichen Landschaftsverbrauch entspricht. Die übertriebene Breite von Straßen kann aber z.B. den Lärm abbilden, der ja auf einem sehr viel breiteren Korridor die im Einflussbereich des Verkehrs wohnenden Menschen beeinträchtigt.

Hervorzuheben an dieser Malerei und Rauminstallation von Moldenhauer ist der unter dem Jahresthema in den Fokus genommene Begriff des Hybriden, der durch die Rückkopplung zwischen Innenarchitektur und Malerei virulent wird. Dadurch konnte in diesem speziellen Fall das Ineinandergreifen von Innenarchitektur, Handwerk und Erdgeschichte sowie Malerei als Projektion und Kartografie als Symbolisierung und Metaphorik sichtbar werden.

Vernissage

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