nachgefragt wurde. Die Ästhetik dieses häufig verwendeten Materials konnte zudem durch handwerkliches Geschick und die kompositorische Arbeit der Fliessenleger gesteigert werden, welche die vorhandenen Platten mit ihren charakteristischen Bruchkanten auf den vorgegebenen Flächen so zu organisieren wussten, dass ein Netz von Fugen mit den Steinoberflächen ansprechend korrespondierte. Zudem wurden die Platten so gedreht, dass die sichtbaren Einschlüsse von Pflanzen und Tieren die Blicke auf sich zogen.

Ich gehe an dieser Stelle auf diese Zusammenhänge ein, denn Moldenhauer hat durch ihre Bilder die Aufmerksamkeit auf die Anordnung der Platten und ihre Oberflächen gerichtet, auch wenn oder gerade weil ihre Wiedergabe die Vorgaben mit veränderten Farben eigenwillig interpretiert. Durch Betonung handwerklicher Aspekte, welche die Künstlerin schon bei dem Mosaik „Restholzarbeit“ eingesetzt hat, richtet sie die Aufmerksamkeit auf die Abstraktheit traditioneller Handwerkstechniken, die eigene semantische Welten hervorgebracht haben. Diese Ausgangsposition zeigt, dass Handwerkskunst heutige Vorstellungen durch eine vorbegriffliche Handlungsweise vorweggenommen und vielleicht stärker geprägt hat, als uns bewusst ist; denn es ist nicht ausgeschlossen, dass heute übliche Metaphern wie „Vernetzung“ aufgrund schon vorhandener und -wie hier- durch Innenarchitektur geprägte Sehgewohnheiten so große Resonanz gefunden haben. In diesem Fall haben wir es mit einem Vorbild der Netzmetapher zu tun, das von Bau und Architektur ausgehend - wegen seiner dauerhaften Sichtbarkeit - unsere Wahrnehmung mit Sicherheit viel nachhaltiger geprägt hat als etwa Schaltpläne der Elektroindustrie, die nicht so häufig gesehen werden. Wie hier gezeigt, könnten Innenarchitektur, Handwerkskunst, Malerei, Installation und Metaphorik als ein semantisches System betrachtet werden, in dem Wechselwirkungen erzeugt, empfangen und weitergegeben werden. 
III. Hybride Symbole der Kartografie.
Die Aussage des langen Titels der Ausstellung: „Peripherie oder jenseits der Grenze beginnt die Fremde“ sollte nicht unbeachtet bleiben. Dazu ist es erforderlich, zunächst einmal über die Farbigkeit und den Maßstab, in dem das Dargestellte verortet ist, nachzudenken.

Zum entscheidenden Merkmal der Lesbarkeit dieser Malerei wird die Farbigkeit, die zusätzlich zum Bildgrund Nessel durch eine Palette bestimmt ist, die sich bei der Kartografie bedient. Als ich die Einladungskarte zur Ausstellung mit einem Gesprächspartner erörterte (also: wortwörtlich einen Ort darauf suchte!), meinte dieser, Gartengrundstücke oder Parzellen darauf zu erkennen, die durch Wege begrenzt sind. Dieses Gespräch machte mir klar, dass das Lesen dieser Oberflächen eine Frage der angelegten Maßstäblichkeit ist. Die Arbeiten lassen sich sowohl als Abdrücke der Steinplatten 1:1 lesen, als auch als Modellgärten interpretieren, die vielleicht 1000-fach verkleinert sind, und schließlich auch als Ausschnitte aus einem Gelände im Maßstab 1: 100.000 oder größer betrachten, so dass wir in Analogie zur farblichen Kodierung von Vegetation und Höhen durch Farbtöne von Gelb über Grün hin zu Braun und Weiß, sowie Blau einmal Gärten und Parkanlagen, und zum anderen Berge, Ebenen, Flusstäler, Seen oder Hügellandschaften vor uns zu sehen glauben, die manchmal wüst, manchmal saftig grün oder versteppt braun sind. Um ein Bild zu geben: Es wäre so, als hätte man Inseln zusammengefasst und ihre Umrisse zu einem Flickenteppich zusammengelegt, so dass sie statt vom Meer von einem Netz von Wasserstraßen umgeben sind. Sie kommen sich so nahe, wie es uns durch Atlanten und besonders durch Satellitenbilder zu sehen möglich ist, ohne dass wir behaupten könnten, sie zu kennen.

Dieser Abbildungsmodus kehrt eine hybride Ebene hervor, die in verschiedenen Maßstäben


Vernissage

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