Der Wagenlenker
EINSTELLUNGSRAUM e.V. 23.06.2006

Einführung Silke Peters

Herzlich willkommen zum Vortragsabend in der Halbzeit unseres Jahresthemas.
Diese Veranstaltung ist zugleich die Finissage der Ausstellung von Jutta Konjer und Manfred Kroboth mit dem Titel: Steuermann fass das Steuer an!

Lenken und Steuern eines Wagens... ist das Thema, mit dem sich alle Ausstellungen dieses Jahres und die heutigen Vorträge im EINSTELLUNGSRAUM e.V. befassen.

Diese beiden Begriffe - Lenken und Steuern - kann man vor- schnell als Synnonyme zusammenführen, wie es in einigen Wörterbüchern getan wird.
Danach ginge es allgemein in 2006 bei uns um die Richtungsänderung oder Richtungsbestimmung, z.B. eines Gefährtes.

Schaut man sich die beiden Begriffe aber von ihrer Herkunftsbedeutung her an, dann ergibt sich ein erweitertes Themenfeld:

Das Wort steuern ist als Verb vom Substantiv Steuer (ursprüng- lich Stütze oder Pfahl) abgeleitet. Steuern bezog sich dabei auf das Steuern eines Bootes, wobei das Steuer als abstützende Stange im Wasser bewegt wurde und das Boot vom Boden abstieß.
Steuern ist in diesem Sinne eine Richtungsänderung, die durch eine  Stütze oder ein daraus entwickeltes weiteres Hilfsmittel übertragen wird.

Das Wort lenken wird heute ähnlich wie das Wort steuern im Sinne von eine bestimmte Richtung geben, leiten oder führen
benutzt.
Ursprünglich ist das Wort lenken aber von Gelenk  (mhdt. lanke)
abgeleitet und bedeutet im ursprünglichen Sinne soviel wie  biegen und umbiegen.

Dieses Biegen wurde über Zügel - wie beim modernen oder antiken Wagenlenker - vermittelt  oder direkt durch das Verbiegen des Körpers vom Reiter zum Pferd.

Diese genauere Betrachtung der beiden Begriffe eröffnet durch ihre Unterscheidung verschiedene Sichtweisen auf die Änderung von Richtung in der Bewegung.

Die Begriffsbetrachtung zeigt aber auch die enge Verbindung zur Bewegung oder Handlung des Menschen, des Menschen, der den Pfahl abstš§t, das Steuerrad dreht, erst sich selbst und dann das GefŠhrt mit oder ohne Hilfsmittel in eine Richtung biegt.

Die Begriffsbetrachtung zeigt aber auch die enge Verbindung zur Bewegung oder Handlung des Menschen, des Menschen, der den Pfahl abstößt, das Steuerrad dreht, erst sich selbst und dann das Gefährt mit oder ohne Hilfsmittel in eine Richtung biegt.

Dieses Feld, welches sich zwischen dem bewegten Menschen und dem bewegten Gefährt, zwischen Lenken und Steuern eröffnet, bietet unterschiedliche Ansatzpunkte und unterschied- liche Perspektiven - wie man auch in dieser Ausstellung sehen kann.

So verweisen die verschiedenen Steuerungshilfsmittel hier (Steuerräder, Lenker und die Hebelkonstruktion an der Wand) auf eine Übermittlungshandlung, doch der hereingegebene Impuls ist
absurd, verläuft ins Leere, gefriert zur isolierten Form, die sich ihren ästhetischen Kontext schafft.

Im Text von Manfred Kroboth zur Ausstellung  wird die These gewagt, dass sich in Subjekt-Objektverkehrung möglicherweise nicht der Reisende im Raum bewegt und windet, sondern der Weg selbst durch die Bewegung verbogen wird.

Mehr von solchen unterschiedlichen Sichtweisen und Perspektiven werden wir sicherlich in den nun folgenden Vorträgen erfahren.

Ich begrüße hier:

  • Nora Sdun, leitend tätig in der Kunstszene, im redaktionellen Feld und vielem mehr,
  • Gerrit Bendig, als KFZ-Mechanikermeister z.Zt. tätig als stellvertretender Kundendienstleiter eines bekannten deutsch. Autohauses,
  • Gunnar F. Gerlach, Professor für philosophische Ästhetik und Kunstwissenschaft.
Als erstes wird Gerrit Bendig uns in das Lenken für Fortgeschrittene einweisen, dann spricht Nora Sdun zum Wagenlenker von Delphi und zum Abschluss wird Gunnar F. Gerlach uns etwas zur Dialektik der Entsteuerung vortragen.

Die Moderation übernimmt Elke Suhr.

Wir bemŸhen uns, vor dem abendlichen Fu§ballspiel um 20:30h mit den VortrŠgen und Fragen durch zu sein. Danach sind alle Interessierten zum Bleiben und informellen Gedankenaustausch und Betrachten der Ausstellung herzlich eingeladen.
Ich Ÿbergebe nun das Wort an Gerrit Bendig, wŸnsche uns einen interessanten Abend und danke fŸr Ihre Aufmerksamkeit.
 


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