Gökçebağ gibt
seiner Version des shared space eine Gestalt, indem er
in einer Installation eine Reihe von Schuhpaaren mit
tendenziell unendlich langen Senkeln miteinander
verbunden hat und in einer anderen auf der ganzen Wand
versetzt einzelne Schuhe montiert hat, zwischen denen
die Senkel ein Muster entstehen lassen. Diese Geflechte
erinnern an Werke der Konzeptkunst; denn die angewendete
Systematik schafft eine Struktur, die sich in eine klare
Anweisung übertragen lässt und deshalb beliebig oft
wiederholen und bei Bedarf sogar räumlich erweitern
lässt. Das Netz von Linien, die als Senkel
materialisiert vor der Wand schweben, erlaubt je nach
Beleuchtung mit Kunst- oder Tageslicht ganz
unterschiedliche Einblicke in die Schönheit der
Struktur, die wechselndes Licht- und Schattenspiel noch
verfeinert. Diese abstrakte Seite der Installation wird
jedoch immer wieder auf die konkrete Ebene bezogen, der
sich die Schuhe wegen der ihnen anhaftenden praktischen
Implikationen nicht entziehen können. Diese sind so
stark, dass sie die Wirkung der Installationen in eine
soziale und kulturelle Richtung zu ziehen. Unweigerlich
treten dann die Schuhe als Kleidungsstücke in den
Vordergrund. Zwischen dieser Erzählung und den
abstrakten Mustern oszilliert die Anschauung, so dass
ein Spiel zwischen künstlerischen Ansätzen entsteht, die
man gewöhnlich voneinander trennen würde. Doch Gökçebağ
bekennt sich zu einer neo-dadaistischen Position, in der
die Beziehung von Kunst und Leben gegeben ist, die schon
das Jahresthema 2010 antizipieren. Es heißt HYBRID.
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Die in den Raum
geschriebenen Linien erinnern deshalb an die in der Luft
fortgesetzten Spuren der Kufen von Eiskunstläufern und
betonen den Aspekt der Gravitation und ihre Überwindung
im Spiel. Die Bezeichnung Schnürsenkel, die von der
Schnur mit dem metallbeschwerten Ende (Senkblei)
abgeleitet und mit dem mittelhochdeutschen Verb senken
verwandt ist, bestätigt diesen Zusammenhang und erhellt
die Spannung die zwischen dem Paar Schuhen, dessen
Spitzen nach oben zeigen, und den in mehreren
gestaffelten Schleifen herabhängenden Senkeln besteht.
Die in einer Schreitposition an der Wand angebrachten
Schuhe suggerieren einen himmelwärts eingeschlagenen
Weg, dessen Beschreiten nur durch die wie Schlingen
hängenden Schnürbänder aufgehalten wird. Dieses Bild
bringt mich dazu, an den Himmelsstürmer von Jonathan
Borofsky zu erinnern, der zum Wahrzeichen der documenta9
geworden ist.
Ein Vater fertigte seiner Tochter bleierne Schuhe an, die sie seit Kindesbeinen trug. Nachts passte er sie ihrem wachsenden Fuß an. Und er schärfte seiner Tochter ein, diese Schuhe niemals und unter keinen Umständen auszuziehen, es sei denn sie komme in ausweglose |
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