Derzeitiger Endpunkt dieser Bemühungen ist die bereits erwähnte Suche nach einer universellen, vereinheitlichenden Weltformel.
Am Anfang dieser Suche werden mit großer Sicherheit Rituale gestanden haben, in denen sich der Mensch seiner Zugehörigkeit zum Kreis des kosmologischen Ganzen, zum All versichert hat, oder, nach den ersten Symmetriebrüchen im Laufe der Entwicklung kosmologischer Konzepte, der Versuch, die verloren gegangene ursprüngliche Einheit wieder herzustellen, den Weltkreis wieder zu schließen.

Ein Instrument, das dazu weltweit Verwendung gefunden hat, ist die Schamanentrommel, eine schlichte runde Rahmentrommel die von sehr unterschiedlicher Größe sein kann. Sie gilt einerseits selbst als Abbild der kosmischen Ordnung, die sich in der Regel kreisförmig um die Sonne oder den Weltenbaum legt, andererseits ist sie, bzw. ihre Schwingung, das Reittier des Schamanen, auf dem er die ehemals mit der menschlichen Sphäre verbundenen, nun aber davon geschiedenen Regionen der Geister und Götter erreichen kann, um entstandenes Ungleichgewicht zwischen den Sphären wieder herzustellen.

Gleichzeitig erlauben die Schwingungen, die von der Trommelmembran ausgehen und mit der sie auf die Körper der Anwesenden einwirkt, die Überwindung der Individuation. Die gemeinsame Erfahrung von Schwingung und Rhythmus öffnet einen kollektiven Erfahrungsraum. Die Geschichte dieser auf körperlichem Weg erreichten Überwindung der Vereinzelung des Menschen reicht von den gemeinsamen Tänzen hierarchieloser Gesellschaften aus der Frühzeit der Hominiden bis hin zu Phänomenen wie der Loveparade mit ihren entsprechenden massenpsychologischen Dynamiken.
Musik, Rhythmus und Tanz sind imstande, das Gefühl transpersonaler Einheit auszulösen und damit die vereinende Erfahrung einer universellen menschlichen Bedingtheit.

Das vereinende Moment, ob bei rituellen Tänzen der Altsteinzeit, bei militärischer Marschmusik oder in neuzeitlichen Diskotheken, sind die Effekte von Schwingungen.
Diesen Schwingungen begegnen wir ebenfalls wieder auf der Suche nach der großen vereinheitlichenden Theorie der Physik. Die Stringtheorie z.B. postuliert, stark vereinfacht dargestellt, daß der Materie eindimensionale Saiten zugrunde liegen, deren Vibrationen alle Erscheinungen unserer materiellen Welt hervorbringen.
Auch die nichtlokalen Quanteneffekte lassen sich nach der Stringtheorie durch die Eigenschaft von Schwingungen erklären.
Wenn auf einer Geigensaite ein A angestrichen wird, beginnt es nicht am einen Ende der Saite und wandert bis zum anderen fort, sondern die Saite schwingt auf ihrer ganzen Länge in der Frequenz des Kammertons. Durch diese Eigenschaft wiederum werden Paradoxien überwunden, die ausgelöst werden durch die Limitierung menschlicher Vernunft auf ein linear raumzeitliches Ursache/Wirkungs-Denken.
Dinge, die auf der beobachtbaren Oberfläche der Welt nach unserem linearen Verständnis eigentlich keine Wechselwirkung miteinander haben dürften, werden beide von ein und demselben Phänomen ausgelöst, einer schwingenden Superstring, und korrelieren deshalb miteinander.

Alle bisher genannten universellen Phänomene finden in den Arbeiten von Maria Fisahn ihre Entsprechungen.

Schon der Titel der Ausstellung: „Großer Roter Fleck - Tanz der Teilchen in den Feldern“ verweist sowohl auf die Dimensionen planetarischen Ausmaßes, speziell auf den Jupiter und seinen gewaltigen roten Fleck, einen Wirbelsturm, der die doppelte Größe der Erde hat, als auch auf die Teilchen der subatomaren Ebene; er verweist auf den Mikro- und den Makro-kosmos.

Die Hängung der Membranen ruft ebenfalls die Assoziation mit Planeten wach. Auch die darauf aufgebrachten Farbspuren lassen an kosmische Phänomene denken, wie interstellare Nebel und ähnliche Erscheinungen. Gleichzeitig ähneln sie stark den Spuren, die zerfallende Elemtarteilchen  wie Baryonen oder Neutrinos auf Photoplatten hinterlassen.
Bereits auf dieser augenscheinlichen Ebene begegnet uns die grundlegende Opposition von der ursprünglichen Symmetrie des Kreises und dem scheinbar unentwirrbaren Chaos unserer Welt.

Doch wie kommen die bunten Spuren, in denen wir unsere mesosphärische Wirklichkeit gespiegelt sehen können, überhaupt zustande? Mit dieser Frage wird ein Prozess in den Blickwinkel gerückt, der essentieller Bestandteil des Werkkomplexes ist.

Die Materialien, mit denen Maria Fisahn arbeitet, sind zunächst die bereits genannten Membrane, die in der Art von Schamanentrommeln auf kreisförmige Rahmen gespannt werden. Darauf werden verschiedene Samen und Kerne ausgebracht. Ihre symbolische Bedeutung liegt auf der Hand: sie verkörpern das noch ruhende Potential, die anfänglich

Präsentation
Vernissage
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