Einführung  Ein Park Aus Stieg am 27.Juli 2014
Brigitte Engel-Hiddemann

Auch ich begrüße Sie ganz herzlich hier im EINSTELLUNGSRAUM - Raum, also am fest umgrenzten Ort - was z.B. ebenso ein Charakteristikum von "Park" ist: umgrenzter, begrenzter Raum.

Dieser Raum hier schafft Distanz zu den sechs Verkehrsspuren der Wandsbeker Chaussee, zu ihren Geschäften und Reklamen, zu den hetzenden oder flanierenden Menschen. Unser (Zusammen)Sitzen hier schafft Distanz zum Bewegungsfluß sei es zu Fuß, per Fahrrad, per Auto oder U-Bahn.

Der Kunsthistoriker Aby Warburg nennt diese Distanzräume zwischen Mensch und Welt Denkraum der Besonnenheit und hält diesen für eine zivilisatorische Notwendigkeit. Vielleicht wird dieser EINSTELLUNGSRAUM heute Abend zu so einem "Denkraum" - ich möchte dazu fügen Erlebnisraum der Besonnenheit. Also parken wir uns!

Wir haben es heute Abend mit zwei Ereignissen zu tun: Einmal die Vortrags-veranstaltung " Ein Park" der "Ausstieg" oder "Ein Park Aus Stieg"  zum anderen mit der Finissage der Ausstellung Landzunge von Elke Mark, deren Bilder von der Eröffnungsperformance im Monitor zu sehen sind.

Alle Elemente ihrer Ausstellung stehen jetzt säuberlich gefaltet und gestapelt zum Verladen bereit, zum Aufbruch bereit...... Elke, Du nennst Dich eine "Nomadin". Eine seltsame Bezeichnung angesichts gerader, festgelegter, geteerter Straßen - anstatt von Wüste-, zugestellter Parkplätze - anstatt Weideland für die Viehherden? Nomadin-Sein vielleicht eine Flucht vor diesen Realitäten? Elke selbst versteht ihr Nomadinnen Dasein als immer neues Aufbrechen von dem Ort, an dem sie eine zeitlang verweilt
hat - sich also nicht sicher beheimatet, sondern der Unsicherheit aussetzt, wo werde ich wieder verweilen können
Stadt ist ein lebendiger Organismus, der sich verändert. Wo immer in unseren Behörden über die Veränderung der Stadt oder eines Stadtteils nachgedacht oder geplant wird, auf Grund von neuen Bedürfnissen oder Gegebenheiten wie Einkaufszentrum, Freizeitanlagen, Neubauviertel muß notwendigerweise auch über den Verkehr und mit dem Verkehr natürlich auch über Parkräume, Parkordnungen nachgedacht, ja geplant werden. Was dies für Wandsbek bedeutet, wird der erste Beitrag von Herrn Ingo Freund (SPD Wandsbek) aufzeigen.

Im nächsten Vortrag von Dipl.Ing. Karsten Lübkert geht es um den größeren Rahmen, den gesamten Stadtraum mit Zentrum und Außenbezirken - Ruhender Verkehr in der Großstadt. Dabei fällt sofort auf, daß immer vom Verkehr her gedacht wird, nicht vom Ruhezustand. Verkehr, Mobilität, Unterwegssein ist wohl ein ganz wichtiges Kennzeichen von Urbanität. In einer Hamburger Studie zur Entlastung der Straßen (1970) durch ein geordnetes Parksystem mit Park & Ride Plätzen oder innerstädtischen Parkhäusern heißt es, daß dies nur in einer Gesamtverkehrs-planung, also unter Einschluß von Individualverkehr, öffentlichem Nahverkehr und Wirtschaftsverkehr zu sehen ist. Ich zitiere: "Der Stellplatzbedarf kann nicht losgelöst von der grundsätzlichen Politik der Gemeinde zur Bewältigung des gesamten Nahverkehrs festgelegt werden. Hierzu ist vor allem in den Geschäftsgebieten sowohl der Bedarf als auch das Angebot für die einzelnen Verkehrsarten (insbesondere Wirtschaftsverkehr und reiner Berufsverkehr) getrennt zu ermitteln. Soweit es aus übergeordneten Gründen erforderlich ist, muß sorgfältig abgewogen werden, in welchem Maß zuerst der reine Berufsverkehr mit dem individuellen Fahrzeug eingeschränkt werden kann und notfalls darüber hinaus auch dem Wirtschaftsverkehr Beschränkungen zugemutet werden können." Planung des ruhenden Verkehrs muß sich immer mit Einschränkungen auseinandersetzen, Einschränkungen persönlicher Freiheiten. Deshalb wird auf Verkehrsplanung auch immer wieder so emotional reagiert wie im Abendblatt 1964 bei der Einführung des Park&Ride-Systems. Da wird vor der "Verödung der Innenstadt "gewarnt, von "unwürdiger Kapitulation" oder "Einschränkung des die Existenz bestimmenden Lebensgefühls beim Gebrauch des Autos" gesprochen.
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